Zu weich? So erkennt man es!

Eigentlich mag ich den Begriff Hypermobilität bei Pferden nicht wirklich. Erstens kann man die aus der Humanmedizin angewendeten Kriterien der Überbeweglichkeit der Gelenke und der typischen Folgeerkrankungen bei ihnen schlechter bis gar nicht anwenden, schon gar nicht wissenschaftlich fundiert, und …

… zweitens ist der Beitrag anderer Faktoren (z. B. ECVM, lange Fesselung, falsche Fütterung, Mangelversorgung mit Spurenelementen oder eine sehr frühzeitig erworbene Trageerschöpfung) zu dem hypermobilen Erscheinungsbild oft nicht klar zu trennen von den Symptomen die beim Pferd für ein schwaches Bindegewebe stehen.

Dazu kommt, dass viele Jungpferde zu Beginn ihrer Ausbildung noch instabil und unausbalanciert sind, ohne zu weich oder hypermobil zu sein. Ihnen fehlen noch die Vorstellung und die damit erworbenen positiven Bewegungsmuster sich mit Reitergewicht zu tragen sowie die entsprechenden Muskeln. Das ist – in gewissem Maß und auch abhängig vom Exterieur – normal. Doch wann ist ein Pferd zu weich?

Aufgrund ihrer Neigung, sich zu Verwerfen und in unterschiedlichen Körperpartien auszuweichen, werden zu weiche Pferde oft Schlangenpferde genannt. (© C. Götz)

Folgende Kriterien können meiner Erfahrung nach eine Rolle spielen: Das Pferd …

  • … hat Schwierigkeiten, die Hufe (länger) zu geben und gerät dabei aus der Balance oder in Stress.
  • … schlägt selbst an Stangen die am Boden liegen ständig an und hat kaum einen Lerneffekt.
  • stolpert schnell, vor allem wenn es müde wird.
  • … holt sich bei gefühlt jedem (kleinen) Ausrutscher eine osteopathische Läsion.
  • … ist unter dem Sattel oder an der Longe unausbalanciert.
  • … neigt zu Taktstörungen.
  • … lässt den Rücken stark hängen, vor allem, sobald es mit Reitergewicht den Kopf hebt.
  • … lässt sich schwer geraderichten.
  • … verwirft sich nicht nur mit Kopf und Hals, sondern vollführt auch mit den Schultern, im Rücken und/oder mit der Hinterhand Ausgleichsbewegungen.
  • … hat oft Schwierigkeiten, die Hinterhand energisch untertreten zu lassen.
  • … hat oft im Schritt einen fühlbaren „Schwung“ (vertikale Amplitude) für den Reiter
  • … rollt sich leicht auf.
  • … neigt zu Trageermüdung/-erschöpfung.
  • … neigt häufig schon in jungen Jahren zu Problemen an Sehnen und Bändern.

Das sind in Kürze einige der wichtigsten körperlichen Signale. Natürich treffen nicht zwingend alle zu. Eines ist aber auch auffällig: Psychisch sind die Pferde durch die körperliche Herausforderung oft ebenfalls verunsichert und überfordert und reagieren gemäß ihrer Natur mit Reaktionen aus dem Freeze-Flight-Fight-Schema: Sie blockieren also entweder, gehen durch oder wehren sich (z. B. Steigen). Schreckhaftigkeit und Bodenscheu können Vorstufen des Problems sein.

Was ihnen hilft, lesen Sie in den nächsten Beiträgen.