Noch nicht mal in Deutschland erhältlich und schon schwer in der Diskussion – das Internet macht’s möglich. Die Rede ist vom Equicube. Böse Zungen behaupten: Wenn man ohnehin zwanzig Kilo in den Händen hat, fällt das Gewicht des Würfels auch nicht mehr auf. Ist das schon das Geheimnis seines Erfolgs?
Glaubt man den Posts in amerikanischen Foren oder den dortigen Dressur-Bloggerinnen, dann sind die meisten positiv überrascht vom Effekt des Zwei-Kilo-Würfels. Verbesserte Einwirkung durch Sitzkorrektur ist das Hauptargument. Ein verändertes Körpergefühl ist die wohl häufigste Beobachtung. Klar, denn natürlich fühlt sich der eigene Körper erst einmal völlig anders an, wenn man zwei Kilo, die man vor sich gehalten hat, bis die Muskulatur in den Armen sauer wurde, wieder weglegt.
Selbstverständlich solle der Würfel nicht die ganze Zeit benutzt werden, heißt es auf dem Blog des ersten deutschen Importeurs. Das sollte man besser fett auf das Ding schreiben, denn wer damit wirbt, damit Muskeln zu trainieren, wird damit provozieren, dass die Leute es nach dem Motto „Viel hilft viel“ auch viel (zu lang) verwenden.
Überhaupt scheinen sie selbst noch nicht so richtig zu wissen, was sie da verkaufen. Um festzustellen, dass die Behauptung, der Würfel würde „eine bessere Verbindung zu* den Zügeln herstellen, da die Hände aufrecht über dem Widerrist getragen werden und ein runterdrücken der Hand vermieden wird“, nicht stimmt, braucht man das Teil noch nicht einmal anfassen. Man muss sich nur die Bilder dazu anschauen, dann sieht man, dass die Griffe des Würfels ein Abknicken und -kippen des Handgelenks erfordern und damit eine biomechanisch ungünstige Position bewirken.
Bleibt für mich nur noch die Frage, warum tatsächlich viele Reiter über einen positiven Effekt berichten? Ich erkläre mir das vor allem so:
- Studien zur Zügelkraftmessung zeigten beim klassischen englischen Reiten Werte, die im Schnitt einer Dauerbelastung um die fünf Kilo pro Zügel entsprechen. Wiederkehrende Druckspitzen bei Lektionen von an die zwanzig Kilo sind ebenfalls an der Tagesordnung. Feines Reiten ist anders. Aber dann fallen natürlich auch zwei Kilo in den Händen, die getragen werden müssen, nicht mehr so ins Gewicht. Beziehungsweise, wer viel in der Hand hält, muss auch viel gegenstabilisieren und tut sich mit dem Würfel leichter.
- Die wenigsten Reiter haben bislang den positiven Effekt von Sitzschulungen und die dort möglichen Aha-Erlebnisse kennengelernt.
- Ein wirklich durchlässiges Pferd am Bindfaden zu reiten hat ebenfalls nur ein kleiner Teil der Reiter bislang spüren dürfen.
Fazit: Investieren Sie Ihr Geld lieber in Sitzschulungen bei denen Sie einen zügelunabhängigen Sitz einfach dadurch erwerben, dass Sie sich nicht an Zügeln festhalten können.
* Davon abgesehen, dass man ja keine Verbindung zu den Zügeln hat, sondern idealerweise zum Pferdemaul. Aber egal.