Mein reiterliches Schwein

Meiner Beobachtung nach gibt es zwei Extreme bei Reitern: Diejenigen, die sich für supertoll halten und diejenigen, die sich ständig selbst in Frage stellen. Beide Zustände sind Blödsinn, weil sie echte Fortschritte verhindern. Da ich viel in der „Ich-lern’s-nie“-Gruppe zuhause bin, habe ich mir angewöhnt, mich über Kleinigkeiten zu freuen und mir auch immer wieder das vor Augen zu führen, was mich reiterlich weitergebracht hat und bringt.

Ein bisschen Schwein braucht man, auch im Reiterleben. (© C. Götz)

Ein bisschen Schwein braucht man, auch im Reiterleben. (© C. Götz)

Dieses Besinnen auf und Nachdenken über die eigenen Stärken hat mich zum Teil auf kuriose Ideen gebracht, die aber wiederum positive Effekte nach sich zogen. Ich kann es also nur empfehlen. Damit einfacher zu verstehen ist was ich meine, hier mal der Rückblick auf das Schwein, das ich reiterlich hatte:

  • mit zehn Jahren in der absoluten reiterlichen Diaspora in einer Reitschule angefangen, deren Reitlehrer mit uns Anfängern ins Gelände ging: durch Bäche, Kiesgruben hinab, in den Wald und über Stoppelfelder
  • umgezogen und mit elf in einer Reitschule gelandet, die Voltigieren angeboten hat
  • gerudert, gepaddelt, Ballett gemacht: erst Jahre später habe ich realisiert, dass mir all das einen super Gleichgewichtssinn auch für die Balance im Sattel bescherte sowie ein Gefühl für Takt und Rhythmus
  • nach sechs Jahren Reitpause als Erwachsene mit der früheren Kinder-Haltung an Pferde herangegangen
  • Töpfern gelernt: erst Jahre später habe ich realisiert, dass mir vor allem das Scheibentöpfern eine gute Hand eingebracht hat; Ton ist ganz schnell „beleidigt“
  • immer wieder mal wegen der Ausbildung umgezogen und so viele verschiedene Pferde geritten
  • ein Reitlehrer sagt: such dir jetzt mal eine Reitbeteiligungen damit du weiterkommst; lande nacheinander bei zwei Züchtern und Stallbetreibern, wo ich viele verschiedene Pferde reite

Immer, wenn ich ein reiterliches Tief habe, versuche ich mich auf diese Stärken zu besinnen und was ich auf ihrer Grundlage an der jeweiligen Situation verbessern könnte. Die Liste ist lange nicht vollständig, im Gegenteil – sie umfasst nur einen Bruchteil. Ich habe extra auch die etwas schrägen Punkte herausgepickt, denn jeder hat etwas in dieser Art, von dem er vielleicht noch gar nicht weiß, dass es ihm beim, am und auf dem Pferd weiterhelfen könnte. Viel Spaß beim Nachdenken!