Schweißegal?

Ja, okay, geklaut. Passt aber perfekt zum Thema: Darf, soll, kann oder muss man sogar beim Reiten schwitzen? Es geht nicht um Angstschweiß, sondern um „sportlichen“ Schweiß.

Zum Schwitzen gibt es viel Widersprüchliches zu lesen. Fakt ist, dass die Zahl der Schweißzellen bei uns stark variiert: Sie liegt zwischen zwei und vier Millionen. Zudem können Schweißzellen mehr oder wenig Schweiß in derselben Zeit abgeben. Dies ist veränderbar. Erfahrene Saunagänger wissen das.

Schwitzen ist ein Prozess des Körpers, mit dem er auf eine Erhöhung seiner Temperatur reagiert, um diese wieder zu senken. Denn Schweiß kühlt. Ausgelöst wird das Schwitzen durch äußerliche (Außentemperatur und Kleidung) und körperliche (Anstrengung, Erkrankung) Bedingungen. Zudem können psychische Faktoren wie Stress, Angst, Wut Auslöser der Schweißbildung oder von Bedeutung für deren Stärke sein.

Schweißperlen auf der Haut. (© Minghong, Wikipedia)

Schweißperlen auf der Haut. (© Minghong, Wikipedia)

Weniger trainierte Menschen kommen zuerst ins Schwitzen, aber trainierte schwitzen relativ gesehen früher und effektiver: Wenn ein Trainierter und ein Untrainierter Treppen steigen wird dem Untrainierten beispielsweise ab dem ersten Stock warm. Ins Schwitzen kommt er erst im vierten Stock. Dem Trainierten wird erst im fünften Stock warm, aber ins Schwitzen kommt er dann quasi sofort. Denn nicht nur seine Ausdauer und Muskulatur sind trainiert, sondern auch seine körpereigene Klimaanlage.

Ist es nun gut oder schlecht, wenn man beim Reiten ins Schwitzen kommt? Ist es vielleicht sogar ein Zeichen für gutes oder schlechtes Reiten? Wen es interessiert, darüber nachzudenken, der sollte sich folgendes klarmachen:

  1. Es gibt beim Reiten anstrengendere und weniger anstrengende Disziplinen. Wer Ausritte im Schritt ebenso kennt wie Parcoursspringen, weiß das.
  2. Wer anstrengendere Disziplinen nur sehr selten ausübt, wird immer wieder schnell ins Schwitzen kommen und auch sonst wenig Leistungssteigerung erfahren.
  3. Je feiner ein Pferd zu reiten ist, umso weniger Anstrengung erfordert es vom Reiter. Anders gesagt: Je effektiver die Hilfengebung des Reiters – also sofortige Reaktion bei minimalem Aufwand – umso weniger schweißtreibend ist das Reiten.
  4. Es gibt Pferde, die mehr oder weniger Anstrengung erfordern – selbst wenn sie gleich fein ausgebildet sind. Ein Pferd mit viel Schwung erfordert mehr Muskelarbeit vom Reiter als ein Pferd mit flachen, unaufwändigen Bewegungen.
  5. Der Einsatz von Kraft beim Reiten bringt einen Reiter nicht zwingend zum Schwitzen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist – auch abhängig von seinem Trainingszustand diesbezüglich – durchaus gegeben.

Der Maßstab sind letztendlich nur sie selbst: Sie werden feststellen, dass Sie, wenn Sie effektivere Hilfengebung erlernen und feineres Reiten praktizieren können, auch weniger schwitzen werden. Und wenn Sie regelmäßig Dinge mit dem Pferd machen, bei denen Ihre eigene Ausdauer und Muskelkraft gefordert ist – etwa Geländereiten oder anspruchsvollen Unterricht – werden Sie feststellen, dass sie zwar schnell zu schwitzen beginnen, Ihre Kondition und Leistungsfähigkeit sich aber deutlich erhöht hat.