Mein Pferd ist kitzelig

Immer wieder höre ich bei meinen Seminaren einen Satz von den Teilnehmern: „Mein Pferd ist kitzelig.“ Oft kommt danach noch „Wenn ich am Bauch putze, versucht er nach mir zu treten“ oder alternativ „… nach mir zu beißen“.

Bei diesem Reh sieht man direkt unter Fell und Haut die Schicht aus Muskeln mit ihren bindegewebigen Umhüllungen. Man kann sich gut vorstellen, dass Folgeprobleme auftauchen, wenn bestimmte Muskelgruppen verspannen und das Zusammenspiel nicht mehr reibungslos läuft. (© C. Götz)

Bei diesem Reh sieht man direkt unter Fell und Haut die Schicht aus Muskeln mit ihren bindegewebigen Umhüllungen. Man kann sich gut vorstellen, dass Folgeprobleme auftauchen, wenn bestimmte Muskelgruppen verspannen und das Zusammenspiel nicht mehr reibungslos läuft. (© C. Götz)

Die gute Nachricht ist: Ihr Pferd ist in 99,99 Prozent der Fälle nicht kitzelig. Die schlechte Nachricht ist leider: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat dieses Pferd Verspannungen in der Muskulatur und Faszienverklebungen*, die das Putzen an diesen Stellen sehr unangenehm machen. Deswegen zeigt es seinen Unmut durch Abwehrreaktionen: Es ist möglich, dass es sich nur von Ihnen weg bewegt soweit der Strick es zulässt, es kann sein, dass es beim Putzen ständig zappelt, eventuell legt es nur die Ohren an oder knirscht mit den Zähnen. Aber möglicherweise kann es auch gar nicht mehr anders, als nach Ihnen zu treten oder zu versuchen, Sie zu beißen.

Um es kurz zu machen: Häufig ist es die Bauchmuskulatur, die verspannt. Der Grund dafür liegt meist darin, dass sie mehr trägt als sie sollte – wenn etwa der Rücken unter dem Reiter nicht genug arbeitet oder wenn sie infolge einer länger dauernden Lahmheit die Aufgabe einer Stütze übernimmt. Das sind typische Situationen, nach denen das Pferd plötzlich „kitzelig“ wird.

Je nachdem, wie lange dieser Zustand schon andauert, kann man mit sanften Massagen und korrekter gymnastizierender Arbeit – idealerweise über Stangen – der Muskulatur helfen wieder in ihren natürlichen Zustand zu gelangen. Besteht das Problem aber schon länger, ist es meist nötig, sich professionelle Hilfe zu holen: Dies kann ein Physiotherapeut oder ein Osteopath sein; Akupunktur kann ebenfalls helfen. Ich löse diese spezielle Art von Problem am liebsten mit der Matrix-Rhythmus-Therapie, weil es für die Pferde und mich am angenehmsten ist.

* Als Faszien werden unter anderem die bindegewebigen Häute bezeichnet, die Muskeln umhüllen. Eine ihrer Aufgaben ist es, zu gewährleisten, dass die Muskeln sich frei bewegen können. Leider neigen Faszien recht schnell zum „Verkleben“, was ein ziemlich schmerzhafter Zustand ist.