Pferde sind wahre Meister im Kompensieren von Verletzungen. Darüber habe ich auf dem Blog bereits mehrfach geschrieben. Heute möchte ich ein Fallbeispiel nutzen, um zu erklären, was bei einer massiven Kompensation noch passieren kann.
Vorweg: Warum Kompensation der Natur des Pferdes entspricht und wieso sie für uns Menschen so schwer zu sehen ist, habe ich hier erklärt. Besonders drastisch zeigt all dies auch das folgende Beispiel eines Traberwallachs, der ein wahrer Kompensationsmeister war. Laut seiner Besitzerin ließ er sich lediglich seit zwei Wochen auf einer Hand etwas schlechter stellen und biegen. Sie wusste, dass er ein harter Hund ist, und hatte deshalb nicht länger gewartet, ihn anschauen zu lassen.
Bei ihm offenbarte sich durch die Behandlung ein (später durch Ultraschall noch in genauem Umfang diagnostizierter) Sehnenschaden, der zeitlich einem Ausbruch der Herde auf eine andere Weide des Offenstalls bei matschigen Bodenverhältnissen vier Wochen zuvor zugeordnet werden konnte.
Während das Pferd vor der Behandlung lediglich im Bereich Rücken und Hüfte festzuhalten schien, war er nach dem Lösen der Muskulatur auf dem Vorderbein mit dem Sehnenschaden deutlich mittelgradig lahm. Und das war gut so, bestand nun doch nicht mehr die Gefahr, über den Schaden hinwegzureiten.
Es ist erfreulicherweise nicht so häufig, dass bei der Behandlung solch gravierende strukturelle Schäden aufgedeckt werden, die vom Pferd bis dahin so erfolgreich „versteckt“ worden sind, dass es nach der Behandlung lahmt.
Allerdings kann länger andauernde Kompensation ebenfalls zu gravierenden Schäden führen. In diesem Beitrag geht es darum die Folgen von Kompensation noch besser zu verstehen, um sie rechtzeitig verhindern zu können.
Und im nächsten Beitrag geht es um einen Fall, bei dem das Pferd nach einem Unfall sogar eine Weile besser lief als vorher.