Seit dem Start ins Freispringen und den ersten etwas ungelenken Versuchen vor einem Jahr, war bei der Jungspundin auch trotz wenig Übung und langer witterungsbedingter Winterpause ein gehöriger Lernerfolg zu verzeichnen. Als wir vor zwei Wochen wieder auf dem breiten Trailweg neben dem Paddock mit einem einzelnen Sprung anfingen, war klar …
… das funktioniert jetzt alles sehr viel besser: mit mehr Übersicht, aber auch geschmeidiger und sicherer, als letzten Herbst. Spaß gemacht hat es ihr auch schon damals, aber über die Entwicklung freue ich mich natürlich sehr.

Die Anfänge des Freispringens ein Jahr zuvor waren noch hakelig. (© pferdekosmos.de)
Bei der zweiten Trainingseinheit dieses Jahr baute ich wieder eine kleine Reihe in der Sprunggasse auf und auch hier sah man die Fortschritte deutlich. Und das Mal darauf konnte ich den letzten Sprung dann zum Abschluss so hoch machen, wie noch nie zuvor und sie meisterte es wunderbar: Sie sprang mit schöner Bascule und galoppierte gut weiter – was ihre bisherigen Schwachstellen waren.
Man soll aufhören, wenn es am besten ist. Das ist die Kunst beim Freispringen, und eigentlich bei jeder Arbeit mit dem Pferd, dass man den besten Versuch auch wirklich den letzten sein lässt. Das zu erkennen, ist natürlich nicht ganz einfach zu erlernen. Manchmal macht man trotzdem weiter und ärgert sich, muss man es für einen guten Abschluss doch irgendwie ausgleichen – etwa mit einem leichteren Sprung oder einer Lektion, die sicher klappt.
Nach abschließendem ausgiebigem Lob brachte ich die Ausrüstung – durchlaufenden Strick und Halfter sowie Peitsche – weg und öffnete den Paddock zum Offenstall wieder.
Und traute dann meinen Augen nicht: Die alte und die junge Stute lieferten sich innerhalb und außerhalb des Paddockzauns ein Wettrennen – die Junge in der Sprunggasse, und riss den noch nicht abgebauten letzten Sprung.
Natürlich war das nicht der erste Sprung, den sie gerissen hat. Aber ich überlegte dennoch, ob ich mir etwas vorzuwerfen hatte. (Klar, das Absperrband für die Sprungasse hätte ich entfernen können, bevor ich den Paddock öffne. Das Pferd hätte aber auch einfach den Weg außerhalb der Sprünge nehmen können. Die Hindernisse selbst lasse ich stehen, die kennen sie.) Also: nein!
Ich gebe mal der Hoffnung Ausdruck, dass das Stütchen – noch mehr als Pferde das beim Freispringen ohnehin schon tun – daraus lernt. Vielleicht, dass ich ihr tatsächlich auch von größerer Entfernung – etwa weil ich fürs richtige Grundtempo sorge – helfen kann. Vielleicht, dass Multitasking auch bei Pferden nicht klappt …
Eine vierteilige Artikelserie übers Freispringen startet hier und ab hier geht es in zwei Beiträgen ums Aufbauen verschiedener Sprungreihen.