100 Kilo weniger zu wenig

Was, wenn ein Pferd 100 Kilo abgenommen, und immer noch kein Idealgewicht hat? Was, wenn dieses Pferd zu Beginn des Abspeckens 650 Kilo wog? Was, wenn dieses Pferd gerade mal 1,40 m groß und erst acht Jahre alt ist? Dann kann man nur sagen: Es hat wirklich Glück gehabt, dass es …

… erstens noch lebt und dass zweitens seine stoffwechselbedingte Rehe gut ausgeheilt ist. Zu verdanken hat die spanische Ponystute Mariposa dies den Tierschützern des Österreichischen Tierschutzvereins in der Pferdeklappe Reutte in Tirol.

Mariposa kurz nach ihrer Ankunft in der Pferdeklappe Reutte mit nahezu 200 Kilo Übergewicht. © OeTV

In Österreich sind geschätzt 40 Prozent der Freizeitpferde übergewichtig. Meiner Beobachtung nach ist das in Deutschland nicht anders. Viele Pferdebesitzer wollen ihren Pferden etwas vermeintlich Gutes tun, wenn sie ihnen dauerhaften Zugang zu Raufutter ermöglichen. Elena Zeise, Tierärztin der Pferdeklappe, warnt vor den gesundheitlichen Folgen: „Nicht jede Rasse ist dafür geeignet. Die leichtfuttrigen Rassen stehen dann oftmals nur noch am Futterplatz und verfetten – nicht nur äußerlich sichtbar, sondern auch innerlich!“

In seiner Pressemitteilung vom 19. November, mit Mariposa als warnendem Beispiel, schreibt der Verein: „Vor allem zu viel Kraftfutter und zu wenig Raufutter in Kombination mit unzureichender Bewegung fördern das Übergewicht. Und allzu oft das Equine Metabolische Syndrom (EMS), eine Stoffwechselerkrankung, die durch Überfütterung mit stärke- und zuckerhaltiger Nahrung sowie Bewegungsmangel ausgelöst wird. EMS ist häufig verbunden mit Insulinresistenz und kann schwerwiegende Folgen wie Hufrehe haben.“ Übergewicht triggert zudem auch beim Pferd weitere Entzündungen, etwa in der Lunge, und kann zu Koliken führen.

100 Kilo sind bereits runter, der Stute geht es deutlich besser. © OeTV

Die Stute Mariposa wurde im Frühjahr 2025 aus verbotener Einzelhaltung gerettet, in der sie sich durch falsche Fütterung 200 Kilo Übergewicht angefressen hat. Ihr Idealgewicht liegt bei ihrer Größe und ihrem Typ um die 450 Kilo. Sie hat es noch nicht erreicht.

Die Diät war mit der betreuenden Tierärztin abgestimmt und bestand aus zwei Portionen abgewogenem Heu, aus einem engmaschigen Netz gefüttert, sowie zwischendurch ein wenig Stroh oder Äste zum Knabbern. Nach dem Ausheilen der Hufrehe wurde Mariposa bewegt: angefangen mit zehn Minuten Schritt, da sie keinerlei Kondition hatte. „Inzwischen hat die Stute ca. 100 kg verloren, aber sehr viel Lebensqualität gewonnen. Sie galoppiert wieder mit ihren Herdenkameraden über den Paddock. Das war vorher aufgrund ihres Gewichts nicht mehr möglich“, so Hofleiterin Nicole Mayrhofer, die Mariposa mit ihrem Team betreut hat.

Die Stute wird jetzt vermittelt – auch nach Deutschland – bevorzugt in einen Aktivstall und an Pferdemenschen mit Reheerfahrung. Übrigens ist Mariposa das spanische Wort für Schmetterling. Ich hoffe, die kleine Stute fühlt sich bald wieder so leicht wie ihre Namensvettern.

In diesem Beitrag hatte ich bereits eine erfolgreiche Gewichtsreduktion beschrieben.