Zu viel Schaum ist schlecht, da es meist ein Anzeichen für eine falsche Verschnallung des Reithalfters ist. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Aber eine andere Mär zum Thema Speichel geistert immer noch herum …
So liest und hört man zum Speicheln des Pferdes beim Reiten immer noch, dass dieser aus den Ohrspeicheldrüsen produziert würde wenn das Pferd in Beizäumung oder durchs Genick geht. Die Speichelproduktion beim Pferd ist aber an den Kauvorgang gebunden: Das Pferd kaut und dadurch wird Speichel frei.
Das Kauen wird in der Hauptsache ausgelöst durch Impulse des Gebisses in Folge von Zügelhilfen. Zwar gibt es auch die Reaktion des Pferdes im Sinne eines Verstehens als einmaliges Abkauen. Dieses ist aber an ein Zungenlecken gekoppelt, das nur stattfinden kann, wenn die Zunge nicht durch Zügelkontakt „festgehalten“ wird.
Generell lässt sich ein Unterschied in der Speichelproduktion bei Reitweisen mit vergleichsweise viel Zügelkontakt im Gegensatz zu Reitweisen mit losem Zügel beobachten. Bei Westernpferden sieht man meist keine eingeschäumten Mäuler wie aus Dressurprüfungen vielfach gewohnt, sondern allenfalls leicht angefeuchtete Lippen. Dazu trägt sicher auch bei, dass bei ersteren so gut wie nie Reithalfter verwendet werden.
Wie sehr ein Pferd auf Zügelimpulse mit Kauen reagiert ist zudem nicht nur von der Reiterhand abhängig sondern auch Typsache. Das Interieur bestimmt mit, wie fein oder (über)eifrig es auf unterschiedliche Zügelhilfen reagiert. Sein Bedürfnis sich das Gebiss immer wieder neu zurechtzulegen trägt zur „Kaufrequenz“ ebenso bei wie die Auswahl des Gebisses und wie das jeweilige Pferd damit zurechtkommt.
Werden die Ohrspeicheldrüsen beim Reiten stark gequetscht, entweder weil in Überzäumung geritten wird oder weil keine Rücksicht auf eine begrenzte Ganaschenfreiheit genommen wird, geben sie tendenziell eher weniger als mehr Speichel ab. Denn dieser staut sich und Entzündungen der Ohrspeicheldrüse können die Folge sein.