Wenn jemand ein echtes Gewohnheitstier ist, dann wir Menschen. Dass wir unsere persönlichen Routinen – vom Frühstücken bis zum Schlafengehen – haben, führt unter anderem dazu, dass wir uns mit den ewig gleichen Problemen herumschlagen: Im Sattel sind das vor allem Sitzprobleme. Deshalb ein paar Tipps um die eigenen Muster zu durchbrechen.
Egal ob hochgezogene Schultern, verdeckte Fäuste, hochgezogene Fersen, Hohlkreuz oder Spaltsitz – es geht hier nicht um Tipps wie Sie das jeweils korrigieren. Die finden Sie in vielen anderen Artikeln – zum Sitz, zur Hilfengebung und wie man sich selbst gymnastiziert. Es geht darum, Wege zu finden, sich zu erinnern es zu tun und dann auch dranzubleiben.
Es geht darum, neue, bessere Routinen zu schaffen. Zuerst aber ist es meiner Ansicht nach wichtig, zu verstehen, warum wir uns beim Ändern von eingefahrenen Bewegungsmustern so schwer tun: Das motorische Gedächtnis ist schuld. Denn es speichert Bewegungen, damit diese reibungslos ausgeführt werden können – Türen öffnen, Flaschen aufschrauben, Gläser einschenken.
Werden beim Bewegungslernen Fehler nicht zügig korrigiert festigen sie sich. Das erklärt, warum viele Reiter Sitzprobleme aus ihren Anfängerstunden mit herumschleppen. Will man umlernen, kann man zwar eine Korrektur oft zügig ausführen, allerdings nicht dauerhaft umsetzen. Sportwissenschaftler vermuten eine Art Konkurrenz zwischen dem alten und neuen Bewegungsmuster im Gehirn.
Experimente zeigten zudem: Wenn man das motorische Gedächtnis daran hindert, aus Fehlern zu lernen, verschlechtert es sich. Das erklärt beispielsweise, warum wir plötzlich wie ein Anfänger auf dem Pferd sitzen, während wir verbissen versuchen, Korrekturen aus dem Reitunterricht umzusetzen. Falsche Anweisungen, wie Absätze tief, die wir nur fürs Auge oder kompensatorisch ausführen, können dies bewirken.
Ein Test: Verschränken Sie ihre Finger ineinander, als ob Sie beten würden. Anschließend ordnen Sie die Finger neu an, so dass jetzt der andere Daumen oben ist. Wenn Sie das zwei Wochen lang mehrmals täglich machen wird es sich annähernd normal anfühlen.
Das erklärt auch, warum bei einem derart komplexen Bewegungslernen wie beim Reiten gilt: Den Körper immer wieder neu erinnern und oft wiederholen. Und in einem der nächsten Beiträge geht es dann darum, wie Sie dies konkret für sich umsetzen.