Nein, so schlimm ist es nicht. Eigentlich ist der Unterschied zwischen homöopathischem Komplexmittel und einzelner Arznei schnell erklärt.
Ein Komplexmittel enthält mehrere Mittel, die für das entsprechende Problem in Frage kommen. Die enthaltenen Einzelmittel sind aufeinander abgestimmt. Sie harmonieren also miteinander, ergänzen sich teilweise und es besteht keine Gefahr, dass sie sich antidotieren, also dass sich die Wirkungen gegenseitig aufheben.
Die klassische Homöopathie arbeitet mit Einzelmitteln, auch Ein-Wirkstoff-Präparate genannt. Diese kommen häufiger in höheren Potenzen zum Einsatz und es bedarf einer gründlichen Bestandsaufnahme aller Symptome und Modalitäten (Anamnese), dem sogenannten Repertorisieren, um das richtige Mittel herauszufinden.
Diese Zeit hat man bei einem Notfall nicht. Grundsätzlich eignen sich Komplexmittel durch die Bandbreite, die sie abdecken, sowie die dafür verwendeten niedrigen Potenzen auch für die Selbstmedikation. Das passende Einzelmittel zu repertorisieren erfordert eine homöopathische Ausbildung und Zeit.
Zusammengefasst könnte man auch sagen, die Komplexmittel arbeiten nach dem Gießkannen-Prinzip: Aus jedem Strahl kommt ein anderes Mittel und eines oder mehrere davon werden für den speziellen Fall und seine besonderen Umstände schon richtig sein. Das Einzelmittel entspräche dann einem Wasserstrahl ohne Brausekopf.
Auch Tierärzte verwenden inzwischen häufig und gerne Komplexmittel: Durch die Urtinkturen und Tiefpotenzen (oft nur bis D4) ist ihre Wirkung leichter nachvollziehbar, da diese Arzneien zumindest teilweise als Phytotherapie angesehen werden können.
Die Vielzahl der in den Komplexmitteln enthaltenen Bestandteile zielt auf eine Breitenwirkung ab, da die Mittel an verschiedenen Punkten ansetzen. Das lässt sich am Beispiel von Traumeel schön zeigen. In diesem wahrscheinlich bekanntesten Komplexmittel, das in keiner Stallapotheke fehlen sollte, sind unter anderem diese vier Mittel enthalten. Aconitum: Gilt neben Arnica als eines der effektivsten Mittel gegen Schock (der häufig bei einem Trauma auftritt). Arnica: Die Homöopathie nutzt Arnica gegen Traumata und Verletzungen aller Art – Stoß-, Quetsch- oder Weichteilwunden ebenso wie Hämatome. Sie gilt als das homöopathische Schmerzmittel. Calendula: Ihre Wirkung ähnelt der von Arnica, eignet sich aber besonders bei reizbaren Patienten. Symphytum: Wird bei Verstauchungen und zur Behandlung von verletzten Knochen eingesetzt.
Homöopathische Komplexmittel werden meist als Tropfen oder Tabletten angeboten. Im nächsten Beitrag stelle ich einige interessante Komplexmittel für Pferde genauer vor.