Die häufigsten Irrtümer über Heunetze

Fütterung aus Heunetzen ist derzeit groß in Mode. Ich selber halte viel davon und nutze die Netze auch. Allerdings kann man damit – wie mit eigentlich allem – auch einiges falsch machen. Und es gibt Dinge, die sie nicht leisten können.

Hier die fünf wichtigsten Irrtümer zum Thema Heunetz:

  1. Heunetze verlängern die Fresszeiten maßgeblich: Nein, das tun sie nur dann, wenn die Maschen eng genug sind. Für die meisten Pferde sind dies Maschenweiten um die drei Zentimeter. Dennoch darf man nicht sofort mit dieser Maschenweite beginnen oder nicht alles Heu sofort aus so engen Netzen füttern, denn die Pferde müssen die Technik dafür erst erlernen.
  2. Die Kopfhaltung aus Netzen entspricht nicht der natürlichen Fresshaltung: Nein, lediglich für das Zupfen des Heus aus den Netzen muss das Pferd den Kopf je nach Anbringung mehr oder weniger(oder auch gar nicht) schief halten. Gefressen wird aber – sobald ein paar Halme sich im Maul befinden – bei normaler Kopfhaltung. Allerdings verleitet ein zu hoch angebrachtes Netz das Pferd zum häufigen Einnehmen einer physiologisch nicht zuträglichen hohen Kopfhaltung mit weggedrücktem Rücken.
  3. Das Zupfen aus dem Heunetz widerspricht dem artgemäßen Fressen des Pferdes: Nein, im Gegenteil. Genau dieses Kauen nach mehrmaligem Rupfen zeigt das Pferd bei seiner natürlichsten Futteraufnahme, dem Grasen.
  4. Je kleiner die Maschenweite, desto länger die Fresszeit: Nicht nur. Wie Studien zeigten hat auch der Rohfaseranteil im Heu einen großen Anteil am Fresstempo – auch aus dem Netz. Blattreiches, weiches Heu wird wesentlich schneller gefressen und kürzer gekaut als strukturreicheres, härteres Heu.
  5. Durch Heunetze nehmen Pferde nicht zu: Nein, jedes Pferd nimmt zu, wenn es über seinem Bedarf frisst. Viele füttern mit Netz plötzlich mehr Heu oder bieten es sogar ad lib an. Beides führt aber in der Regel dazu, dass die Pferde zu dick werden.
Kann ein Pferd nur von einer Seite an ein Netz oder eine ähnliche Maßnahme ist das nicht optimal. (© C. Götz)

Kann ein Pferd stets nur von einer Seite an ein Netz oder eine ähnliche fresszeitverlängernde Maßnahme ist das nicht optimal. (© C. Götz)

Wahr ist, dass Heunetze für beschlagene Pferde gefährlich sind. Denn sie können darin mit den Eisen hängenbleiben und sich schwer verletzen. Aber es gibt viele Alternativen, die ähnlich wie ein Netz die Fresszeiten verlängern.

Aus therapeutischer Sicht widerstreben mir Netze oder ähnliches, die so aufgehängt werden, dass sie das Pferd zu einer statischen Fresshaltung zwingen: Das wäre etwa ein Netz, das so in der Box hängt, dass das Pferd seinen Kopf immer nur auf eine Seite neigt.

Ich selber nutze Heunetze, die ich in Raufen befestige sowohl für Heu als auch für Stroh. Ich schätze, neben der Verlängerung der Fresszeiten, daran vor allem, dass die Pferde wenig Futter verziehen, wie dies oft bei starkem Wind trotz Raufe der Fall ist.