Wer hatte noch nie Angst im Sattel? Wenn das Pferd buckelt, steigt oder durchgeht, bekommen auch viele sonst mutige Reiter Angst. Auch nach einem Sturz ist die heile Welt im Sattel für die meisten von uns erst einmal getrübt. Doch was ist Angst eigentlich und wie geht man mit ihr um?
Angst ist – genau wie Freude oder Überraschung – eine Basisemotion der menschlichen Existenz. Auch Tiere zeigen Angst. Je näher sie mit uns verwandt sind, umso ähnlicher sind die tierischen Angstbekundungen unseren eigenen. Sie entwickelte sich evolutionsgeschichtlich als Schutzmechanismus, der die Sinne schärft. Dies funktioniert aber nur, wenn sie angemessen ist. Ein Zuviel an Angst blockiert nämlich das Handeln.
Bei einem Parcours oder einer Geländestrecke ein gutes Maß Angst zu haben ist also förderlich. Wer jemals mit dem Pferd Situationen erlebt hat, in denen diese passende Portion Angst vorhanden war, der weiß, dass sie nicht nur die eigenen Sinne geschärft hat, sondern auch die des Pferdes. Problematisch wird es, wenn es zu viel wird.
Das Problem beim Reiten ist also das Zuviel an Angst. Denn es überträgt sich – genau wie die gut geschärften Sinne – aufs Pferd. Und ein Pferd, das Angst hat, macht den meisten Reitern noch zusätzlich Angst: ein Teufelskreis. Unsere körperlichen Reaktionen auf Angst verunsichern zudem ein Pferd noch mehr. Vor allem die Muskelanspannung und die flache Atmung signalisieren ihnen: Auf diese Führung ist kein Verlass.
Wie aber durchbricht man dieses Schema, zu viel Angst zu entwickeln und in ihr hängenzubleiben? Es gibt ein paar Möglichkeiten:
- Je besser Sie ihre Schwachstelle kennen, umso besser können Sie diese angehen, vor allem, wenn Sie vor allem vor bestimmten Dingen Angst haben. Dann können Sie sich geeignete Maßnahmen überlegen: Ist es der Galopp, dann reiten Sie diese Gangart nur unter Aufsicht. Fürchten Sie ein bestimmtes Wetter, machen Sie an diesem Tag andere Dinge mit dem Pferd.
- Sind es unvorhergesehene Situationen, die Sie aus der Fassung bringen? Überlegen Sie in einer ruhigen Minute, welche Reaktionsmöglichkeiten Sie haben. Vielleicht reicht es, wenn Sie die ersten 500 Meter des Ausritts auf der Landstraße das Pferd zu führen, damit Sie nicht im Sattel sitzen, wenn ein Lkw kommt.
- Überlegen Sie, wo Sie abseits vom Pferd noch Ängste haben und wie Sie mit diesen umgehen.
- Atemtechniken können helfen, die Angst „wegzuatmen“. Bewährt hat sich auch Singen oder Summen im Sattel. Helfen kann auch, wenn Sie mit dem Pferd in einer Fremdsprache reden. Statt auf die Angst konzentrieren Sie sich dann nämlich darauf.
- Wer weiß, dass er öfter Angst bekommt tut gut daran, möglichst viele vertrauensbildende Maßnahmen mit dem Pferd zu unternehmen, in denen er keine Ängste hat, etwa Spaziergänge oder Bodenarbeit.
Was für Ihr spezielles Problem richtig ist können Sie mit etwas kritischer Distanz zu sich selbst herausfinden oder sich dabei helfen lassen. Das Entscheidende ist: Tun Sie es! Dann macht das Reiten wieder Spaß.