Atemübungen auf dem Pferd

Atemtherapeuten sagen: Wie Sie atmen, so leben Sie. Wie Sie leben, so atmen Sie. Das gleiche gilt, wenn Sie „leben“ durch „reiten“ ersetzen. Jeder Mensch atmet täglich rund 20.000-mal. In einer Stunde auf dem Pferd sind das immer noch über 800 Atemzüge. Umso trauriger, dass fast niemand es mehr richtig kann. Und das nicht nur, wenn es stressig wird oder man sich verspannt.

Der Atem selbst ist aber faszinierenderweise in diesen Momenten das wirksamste Hilfsmittel. Und wer war nicht schon mal angespannt auf dem Pferd: wenn es beim Ausritt scheute oder man schon kommen spürt, dass es beim Galoppieren buckeln möchte. Hier deshalb in Zusammenarbeit mit der Atemtherapeutin Magdalena Unger ein paar Übungen, die sie auch auf dem Pferd machen können:

Die Konzentration auf den Atem ist eine der wichtigsten Übungen bei der Meditation in der fernöstlichen Tradition. Sie müssen sich dazu nicht in den Lotussitz begeben – es geht auch auf dem Pferd. (© Bernard Gagnon, Wikipedia)

Die Konzentration auf den Atem ist eine der wichtigsten Übungen bei der Meditation in der fernöstlichen Tradition. Sie müssen sich dazu nicht in den Lotussitz begeben – es geht auch auf dem Pferd. (© Bernard Gagnon, Wikipedia)

1. Achtsamkeit: Gehen Sie Schritt am langen Zügel und beobachten Sie jeweils einen Aspekt ihres Atems: Wie viele Schritte des Pferdes atmen Sie ein, wie viele aus? Bis wohin geht Ihr Atem? Wie fühlt er sich an? Bitte beobachten Sie nur, bewerten sie es nicht und greifen sie nicht ein. Wenn Sie merken, dass Sie bewerten oder versuchen zu lenken, beobachten Sie einen anderen Aspekt der Atmung – etwa, bis wohin Sie den Atem spüren. Das Gleiche lässt sich auch in allen anderen Gangarten machen. Beobachten Sie wie ihr Pferd darauf reagiert …

2. Vertieftes Ausatmen: Gerade wer Angst bekommt, kann sich selbst helfen, indem er das Ausatmen betont. Es darf gerne doppelt so lange oder länger dauern als das Einatmen. Zusätzlich können Sie sich vorstellen, alles Belastende auszuatmen. Es kann hilfreich sein, beim Ausatmen ein Geräusch zu machen, etwa „Mmmmm“. Auf dem Pferd bietet sich an „abzuschnauben“ indem ihr Atemstrom die Lippen vibrieren lässt: „Prrrrrhhhh …“

3. Gähnen: Wenn Ihnen das vertiefte Ausatmen noch schwer fällt, dann gähnen Sie erst einmal herzhaft: Es bewirkt einen Spannungsausgleich im Körper. Machen Sie den Mund weit auf und haben Sie keine Scheu, ein Gähngeräusch („Uuuuaaaah“) von sich zu geben. Sie werden merken, dass Sie sich hinterher viel frischer fühlen und leichter atmen.

Idealerweise haben Sie alle Übungen bereits ohne Pferd ausprobiert. Das geht auch auf dem Weg zum Pferd, beim Putzen und immer, wenn Sie das Pferd vor dem Aufsteigen ein paar Runden Schritt führen oder mit ihm einen Spaziergang machen.

In Zukunft finden Sie hier in unregelmäßigen Abständen weitere Atmen- oder Achtsamkeitsübungen die auch im Sattel möglich oder fürs Reiten sinnvoll sind.