Atemlos?

Erinnern Sie sich an Stefans Raabs Ausflug zum Springsport? 2004 war das. Ich bin damals von einigen Nichtreitern angesprochen worden, warum die um Gottes Willen denn alle so schnaufen nach den paar Sprüngen?

Das Atmungssystem des Menschen, bestehend aus den Luftwegen, den Lungen und der Atemmuskulatur. (© Bibi Saint-Pol, Wikipedia)

Das Atmungssystem des Menschen, bestehend aus den Luftwegen, den Lungen und der Atemmuskulatur. (© Bibi Saint-Pol, Wikipedia)

Weil das anstrengend und aufregend ist und weil wir in der Anspannung dann schnell mal das Atmen „vergessen“. Unter steigendem Druck wird fast jeder zum „Flachatmer“ – der Atemrhythmus ist dann kurz und oberflächlich. Besonders bei körperlicher Anstrengung ist das schlecht, denn der Organismus wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Aber trösten Sie sich, eine gesunde Vollatmung in jeder Lebenslage ist laut Atemtherapeuten selten anzutreffen. Bei psychischem oder physischem Stress können die wenigsten von uns diese herstellen – uns bleibt sprichwörtlich die Luft weg.

Problematisch ist das im Alltag, da 30 bis 40 Prozent des Atemsauerstoffs für die Hirnarbeit benötigt werden. Auch auf dem Pferd ist das doof, da Reiten ja auch Denksport ist oder zumindest sein sollte. Noch schlimmer ist allerdings das „vergessene“ Atmen, weil die Pferde so fein darauf reagieren. Verhaltensforscher haben beobachtet, dass Leittiere tiefer und stabiler atmen als die Rangniederen.

Zudem bekommen Pferde unsere Atmung ständig über die Kontaktstelle Becken vermittelt: Mit jedem Atemzug wird dem Pferd – egal ob Sie über eine gesunde Vollatmung verfügen, oder sich gerade in der Hochatmung befinden, vor allem über die Stellung des Beckens, etwas mitgeteilt. Sensible Tiere können also durch einen gestressten Reiter allein aufgrund dessen Atmung verkrampfen oder hektisch werden.

Umgekehrt sind Atemübungen speziell für Reiter, die in bestimmten Situationen ängstlich werden, eine feine Sache, um wieder ins innere Gleichgewicht zu kommen. Sie können sich und das Pferd auch schulen, das Ein- und Ausatmen als Hilfe zu integrieren. Dafür sollten Sie so entspannt und gleichmäßig wie möglich atmen.

Im nächsten Beitrag erklärt die Atemtherapeutin Magdalena Unger im Interview, wie sich die Zusammenhänge von Atmung und Beckenstellung im Sattel auswirken können.