Ein Schelm, …

wer Böses dabei denkt: Eine Studie am Ontario Veterinary College befasste sich kürzlich damit inwieweit das Festbinden der Zunge sich auf die anatomische Positionierung der oberen Atemwege auswirkt.

Ich freu’ mich ja immer wenn sich etwas positiv für die Pferde entwickelt. Diese neue Studie könnte dazu beitragen, denn sie befasst sich damit, was mit dem Schildknorpel und dem Zungenbein passiert, wenn die Zunge des Pferdes festgebunden wird. Hierzulande ist dies bei Trabern üblich, wird aber eigentlich nur gemacht wenn Pferde versuchen, die Zunge über das Gebiss zu legen. Passiert dies ist nämlich Schluss mit der Einwirkung, was man speziell im Rennen nicht wirklich möchte.

Bei diesem Renntraber sieht man am Unterkiefer das schwarze Nylonband, mit dem die Zunge festgebunden ist. (© dee.lite, Wikipedia)

Bei diesem Renntraber sieht man am Unterkiefer das schwarze Nylonband, mit dem die Zunge festgebunden ist. (© dee.lite, Wikipedia)

Auch im englischsprachigen Raum wird die Zunge mittels eines Nylonstrumpfs oder eines Klebebands fixiert. Hier legt man allerdings Wert auf einen anderen Aspekt, der sich dabei angeblich einstellt – ein positiver Effekt auf die Atmung. Da man aus anderen Studien weiß, dass Pferde dazu neigen, Druck vom Gebiss in Form einer Zungenwulst abzupuffern, ist hier vermutlich die Verbindung zwischen den beiden Aspekten: Eine Richtung Kehlkopf gezogene Zunge dürfte die Atmung erschweren und damit die Leistung des Pferdes mindern.

Horizontalschnitt durch den Kehlkopf eines Pferdes, Ansicht von oben: 1 Zungenbein, 2 Kehldeckel, 3 Vorhoffalte, 4 Stimmfalte, 5 vordere Muskulatur, 6 seitliche Kehlkopftasche, 7 hintere Muskulatur, 8 Schildknorpel, 9 Ringknorpel, 10 Subglottis, 11 erster Luftröhrenknorpel, 12 Luftröhre. (© Uwe Gille, Wikipedia)

Horizontalschnitt durch den Kehlkopf eines Pferdes, Ansicht von oben: 1 Zungenbein, 2 Kehldeckel, 3 Vorhoffalte, 4 Stimmfalte, 5 vordere Muskulatur, 6 seitliche Kehlkopftasche, 7 hintere Muskulatur, 8 Schildknorpel, 9 Ringknorpel, 10 Subglottis, 11 erster Luftröhrenknorpel, 12 Luftröhre. (© Uwe Gille, Wikipedia)

Die kanadische Studie ist nun laut eigenen Angaben ein erster Schritt, Daten zu erheben, die wegweisend sein sollen für den weiteren Umgang mit dem Zungenband (siehe Bild). Dafür untersuchte man bei zwölf Saddlebred-Pferden – eine Rasse, bei der das Festbinden der Zunge in Shows und Training verbreitet ist – ob und wie sich der Schildknorpel (siehe anatomische Abbildung) und das Basihyodeum – also das unterste zarte Ende des Zungenbeins – verlagern, wenn die Zunge festgebunden ist. Anhand von Ultraschalluntersuchungen vor und nach dem Festbinden wurde tatsächlich ein signifikanter Unterschied in den jeweiligen anatomischen Positionen gefunden.

Für mich ist daran jetzt schon interessant, dass es die Erklärung für eine Beobachtung nahelegt: Denn vor allem unter den Trabern die ich behandelt habe und von denen ich weiß, dass sie im Training oder auf der Bahn gelaufen sind, war bei etlichen das Zungenbein im osteopathischen Sinne blockiert. Dies kommt aber auch bei Pferden häufiger vor, die mit zu eng verschnallten Reithalftern geritten werden, mit Schlaufzügeln oder mit zu harter Hand. Auch Unfälle – wie etwa auf den Zügel zu treten – können das Zungenbein in Mitleidenschaft ziehen.

Dieser Körperteil ist aber nicht nur wichtig beim Fressen, er hat auch Auswirkungen auf die Rittigkeit des Pferdes, sowie seinen Gleichgewichtssinn.