Höcker vs. Kufe

Der Reitersitz hat sich durch die Zeiten hindurch immer wieder massiv verändert. Auch heute gibt es nicht nur die eine Art, auf dem Pferd zu sitzen. Unterschiedliche Reitweisen und darauf ausgerichtete Sättel tun das Eine dazu, Vorbilder und Gepflogenheiten das Andere. Die Frage, die sich jeder Reiter deshalb stellen sollte, lautet meiner Ansicht nach so …

Wie müssen Sie sitzen, damit Sie und das Pferd eine möglichst gute Kommunikation aufbauen können ohne jeweils Schaden zu nehmen?

Geschmeidig soll er sein, der Reitersitz mit mitschwingender Mittelpositur und atmendem Schenkel für ein schönes Zusammenspiel und gute Kommunikation sowie freier, unverkrampfter Schulterpartie für eine feine Hand. Dazu braucht es viel vom Reiter – an Körperbeherrschung, an Gefühl, an Elastizität. Aber auch bestimmte Kenntnisse der eigenen Anatomie unterstützen einen meiner Erfahrung nach, einen guten Sitz bekommen zu können. Denn für sich selbst den besten Sitz auf dem jeweiligen Pferd zu finden, ist eine Aufgabe, die sich letztlich in jeder Reiteinheit neu stellt.

Ein Becken von hinten: Die meisten von uns sitzen im Alltag auf dem tiefsten Punkt der so genannten Sitzbeinhöcker (rot). Größtmögliche Muskelentspannung für Rücken und Beine ergibt sich aber durch Sitzen auf dem vorderen Teil der Kufen (grün). (© C Götz)

Ein Becken von hinten: Die meisten von uns sitzen im Alltag auf dem tiefsten Punkt der so genannten Sitzbeinhöcker (rot). Größtmögliche Muskelentspannung für Rücken und Beine ergibt sich aber durch Sitzen auf dem vorderen Teil der Kufen (grün). (© C Götz)

Für die meisten Reiter ist es hilfreich, im Sattel selbst spüren zu können, ob sie auf den Sitzbeinhöckern oder auf den Sitzbeinkufen sitzen. So kann man nicht nur zwischen diesen Sitzarten wechseln, je nach Pferd oder Anforderung – man lernt auch eine bessere Balance zu finden und wird geschmeidiger, Verspannungen lösen sich. Als Trockenübung eignet sich folgendes: auf einem harten Stuhl aufrecht sitzen und mit den flachen Händen unter die Pobacken gleiten. Rotieren Sie ein wenig, dann finden Sie die beiden knöchernen Höcker auf alle Fälle. Setzen Sie sich dann verkehrt herum auf den Stuhl, dadurch steht das Becken nun leicht nach vorne geneigt. Fühlen Sie, wie sie jetzt vermehrt auf den so genannten Sitzbeinkufen zu sitzen kommen (siehe Bild).

Arbeits-Westernsättel erleichtern dem Reiter durch ihren Aufbau – der zum Horn hin ansteigenden Sitzfläche – das Sitzen auf den Sitzbeinkufen. (© montanabw, Wikipedia)

Arbeits-Westernsättel erleichtern dem Reiter durch ihren Aufbau – der zum Horn hin ansteigenden Sitzfläche – das Sitzen auf den Sitzbeinkufen. (© montanabw, Wikipedia)

Diese Haltung garantiert eine maximale Mühelosigkeit und Muskelentspannung bei großer Flexibilität der Wirbelsäule. Es ist deshalb der überwiegende Sitz in den Arbeitsreitweisen. In der klassischen Reitweise kommt dieses leicht nach vorne geneigte Becken beim Entlastungsitz mit noch nicht aus dem Sattel genommenem Gesäß zu Einsatz.

Wenn Sie diese Übung direkt vor dem Reiten am Stall machen können Sie den Unterschied noch besser am Pferd spüren lernen. Mehr dazu demnächst.