Zeit für die Sitzheizung

Wenn es kälter wird, gehe ich gerne ohne Sattel ausreiten: Ich finde es einfach herrlich, wenn es dann wenigstens von unten schön warm ist. Und im Gegensatz zum Auto ist es auch sofort angenehm temperiert. Ohne Sattel zu reiten hat aber noch mehr Vorteile …

Schnell eine halbe Stunde ins Gelände, ein wenig klettern oder, wenn der Boden es hergibt, um diese Jahreszeit, auch kurz mal traben oder galoppieren. Man hat dennoch das Gefühl, etwas getan zu haben. In vielen Ländern – vor allem in solchen, in denen Ponyclubs Tradition haben, wie England oder Neuseeland – ist es üblich, dass die Kinder die erste Zeit ohne Sattel reiten lernen. Erst wenn sie schon das Gleichgewicht geschult haben dürfen sie auf den gesattelten Pferderücken. Denn das Reiten ohne Sattel schult den zügelunabhängigen Sitz und die Balance. Beim Reiten ohne Sattel spürt man außerdem sehr deutlich wie das Pferd im Rücken arbeitet: ob es den Rücken hergibt, ob es einen sitzen lässt, ob es mehr schiebt oder mehr trägt.

Lange wurde ganz ohne Sattel geritten. Antike Reiterstatuen, wie diese von Kaiser Marc Aurel, zeigen, wie dabei das Gewicht auf die Oberschenkel verteilt wird. (© Jean-Pol Grandmont, Wikipedia)

Lange wurde ganz ohne Sattel geritten. Antike Reiterstatuen, wie diese von Kaiser Marc Aurel, zeigen, wie dabei das Gewicht auf die Oberschenkel verteilt wird. (© Jean-Pol Grandmont, Wikipedia)

Wer Reiten nur mit Sattel gelernt hat, und jahrelang nichts anderes gemacht hat, muss erst einmal gehörig umdenken, oder besser gesagt: umsitzen. Normalerweise sollte man ohne Sattel generell mehr auf den Oberschenkeln sitzen, um das Gewicht dahin zu verteilen. Mit dem leichten Sitz im Sattel hat das aber nichts zu tun, da der Po trotzdem noch Kontakt zum Pferderücken haben soll. Man will lediglich vermeiden, dass die Sitzbeinhöcker in die Rückenmuskulatur bohren. In der Regel erreicht man es, Gewicht auf den Oberschenkeln aufzunehmen, indem man seine Knie ein Stück Richtung Pferdeschulter schiebt (siehe Bild). So kann der Oberkörper aufgerichtet bleiben, was wieder die Vorhand schont.

Wer es ausprobieren will: erst im Schritt, am besten auf dem Platz, jedenfalls immer so, dass man sich selbst sicher fühlt* (es muss ja nicht zwingend im Winter sein) und erst später in anderen Gangarten und im Gelände. Machen Sie anfangs nicht zu lange: Sowohl für den Reiter als auch für das Pferd macht die ungewohnte Belastung mehr Spaß, wenn man nicht an seine Grenzen gerät – das kann anfangs schon nach zehn  Minuten der Fall sein. Sie können sicher sein: wenn es ihnen weh tut, weil die Haltung ungewohnt ist, schmerzt das auch das Pferd. Mehr Tipps fürs Sitzheizungsreiten demnächst …

* Kappe nicht vergessen! Ist zwar ohne Sattel noch uncooler, dafür aber viel nötiger. Ansonsten gilt, wie bei allem, was ich hier vorschlage: Sie machen es auf eigene Gefahr.