Eins, zwei, loslassen!

In einigen Artikeln war hier bereits vom Mitschwingen die Rede. Doch  was bedeutet das eigentlich genau? Und wie kann man es als Reiter erlernen oder prüfen, ob man es tatsächlich macht?

Der Körper des Reiters, speziell seine Hüftgelenke und die Lendenwirbelsäule, sorgen dafür, dass sich sein Becken als direkteste Nahtstelle mit dem Pferderücken, dessen Bewegungen anpassen kann. Dies muss grundsätzlich in alle Richtungen möglich sein: nach vorne, nach unten, hinten, oben – auf beiden Seiten.

Die Form einer liegenden Acht – das Zeichen für Unendlichkeit – beschreibt unser Becken auf dem Pferderücken im Schritt. (© Marian Sigler, Wikipedia)

Die Form einer liegenden Acht – das Zeichen für Unendlichkeit – beschreibt unser Becken auf dem Pferderücken im Schritt. (© Marian Sigler, Wikipedia)

Fangen wir mit dem Schritt an: Hier bewegt sich das Becken des Reiters in Form einer liegenden Acht. Am besten ist dies auf nacktem Pferderücken oder auf einem Sattel mit Lederbaum zu spüren. Aber es ist auch in jedem anderen Sattel wahrzunehmen, wenn man selber loslässt. Am deutlichsten kann man normalerweise das Sinken und das Vorschieben der jeweiligen Hüfte spüren. Indem man entspannt im Sattel sitzt und passiv den Bewegungen folgt, kann man erkennen, wie viel das jeweilige Pferd einen schiebt und wie viel die eigene Hüfte sinkt, wenn das gleichseitige Hinterbein vorschwingt. Wer will kann die Beobachtung zwischen schieben und sinken auch trennen, das fällt anfangs meist leichter.

Dies ist eine fantastische Übung, um sich selbst zu lockern. Auch die Pferde werden bei dieser Art des Aufwärmens schnell geschmeidig. Probieren Sie es am besten beim Ausreiten, eventuell sogar erst auf dem Heimweg, wenn Sie sich sicher nicht mehr ums Treiben kümmern müssen und nicht in Gefahr geraten, durch falsch verstandenes Treiben – das vielfach übliche „Hüftschubsen“ – das Pferd zu blockieren. Denn sonst können Sie die oben beschriebenen Bewegungen nicht spüren, da Sie quasi gegenläufig sitzen.

Zur Überprüfung möglicher Fortschritte bietet sich etwa ein lockerer Galopp an. Danach gehen Sie wieder in einen entspannten „Ich-lasse-mich-ganz-vom-Pferd-mitnehmen“-Modus und spüren nach, ob jetzt mehr Sinken und/oder mehr Schieben an Ihrer Hüfte wahrzunehmen ist. Sie dürfen mir gerne die Ergebnisse berichten …

Wie man das Mitschwingen und damit das Sitzen noch besser gestalten kann, indem man Anspannung aus dem Körper nimmt, darüber schreibe ich demnächst.