Die ideale Gymnastik für Reiter

Es spricht sich immer mehr herum, dass Gymnastik Reitern helfen kann, sich im Sattel zu verbessern. Die derzeit gängigste Form der Bewegungsschulung ist mir persönlich zu invasiv – ich verkrampfe bei dieser Art von Übungen erst recht. Für mich heißt das Zauberwort diesbezüglich: Mentastics. 

Der Begriff Mentastics stammt von dem amerikanischen Körpertherapeuten und Arzt Milton Trager und verschmilzt die beiden englischen Begriffen „MENTal“ und „gymnASTICS“. Und genau dafür steht er auch. Die grundsätzliche Frage, die jede Mentastics-Übung begleitet, ist: Wie wäre es leichter, wie würde es sich freier anfühlen?

Eine fantastische Frage, vor allem wenn man auf dem Pferd sitzt. Aber nicht nur da. Ideal ist es, wenn man einige Schulungen vorab ohne Pferd macht – am besten unter Anleitung. Aber es gibt auch Übungen, die Sie einfach für sich ausprobieren können.

Was hat eine Seerose mit Reiten zu tun? Eine Menge, wenn man Mentastics auch auf dem Pferd anwendet. (© B. Träger)

Eine der – wie ich finde – schönsten Übungen im Sitzen wird hier anschaulich erklärt. Im Gehen ist es toll, sich mental(!) in verschiedene Situationen zu versetzen. Stellen Sie sich beispielsweise vor, sie laufen auf Moos. Wie fühlt sich das an? Wie gehen Sie jetzt? Wie wäre es noch leichter? Ober probieren Sie aus, wie es sich anfühlt, wenn beispielsweise Ihr Becken beim Gehen die Bewegung anführt, oder Ihre Zehen, oder die Fersen. Was macht das jeweils mit dem Rest Ihres Körpers? Und auch hier: Wie wäre es leichter? Spüren Sie wie Ihr Körper eine Antwort auf diese Frage findet. Wie Sie beispielsweise Ihr Gleichgewicht verlagern oder ein anderes Tempo finden.

Mentastics ist für mich eine weitere Steigerung der Achtsamkeit. Indem einfache Bewegungen bewusst ausgeführt werden, wird nicht nur die Körperwahrnehmung vertieft. Die Bewegungen selbst werden auch immer müheloser und wie von selbst erhöht sich die Beweglichkeit. Und diese verbesserte Körperwahrnehmung nutzt einem auch auf dem Pferd immens, da man auch dieses immer besser spüren kann.

Als ich das erste Mal beim Aufwärmen im Schritt meinem Körper die Frage „Wie wäre es leichter?“ stellte, spürte ich nahezu sofort mehr Beweglichkeit in meinen Hüftgelenken und so ein deutlich verbessertes Mitschwingen. Und das Pferd unter mir schnaubte weitere fünf Sekunden später das erste Mal ab.