Doch nicht geknickt?

Kürzlich schrieb ich hier über verschiedene Variationen des falschen Knicks, wie sie in punkto Biomechanik zustande kommen und welche gesundheitliche Folgen sie haben können. Heute soll es darum gehen, wann ein falscher Knick nur so aussieht, aber keiner ist. 

Kurz noch einmal: Ein falscher Knick ist eines von verschiedenen möglichen Zeichen, dass die Halswirbelsäule des Pferdes unter Druck gerät oder gestaucht wird. Das Pferd kompensiert dabei die vom Reiter aufgebrachten Kräfte.

Sichtbar wird dies häufig im Bereich zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel. Zwischen drei und vier kann man es meist bei Pferden beobachten, die gerade oder häufig in Überzäumung (Rollkur) geritten werden. Bei ihnen sieht man oft sogar dann an der Ausbildung der Muskulatur, dass hier etwas im Argen liegt, wenn die Nase einmal vorgelassen wird. Der falsche Knick zwischen Halswirbel zwei und drei lässt sich häufig bei absoluter Aufrichtung beobachten.

Über dem ersten (Atlas) und dem zweiten Halswirbel (Axis) liegt jeweils ein Schleimbeutel. Auf Druck – etwa durch In-den-Strick-hängen – kann er sich füllen und deutlich sichtbar werden. (© C. Götz)

Über dem ersten (Atlas) und dem zweiten Halswirbel (Axis) liegt jeweils ein Schleimbeutel. Auf Druck – etwa durch In-den-Strick-hängen – kann er sich füllen und deutlich sichtbar werden. (© C. Götz)

Liegt lediglich ein starker Speckkamm vor, wie ihn einige Hengste haben, kann es fälschlicherweise wie ein falscher Knick aussehen. Und auch ein – etwa durch einen Unfall – aktivierter Schleimbeutel über dem zweiten Halswirbel (Bursa subligamentosa caudalis) kann schon beim nicht gerittenen Pferd aussehen wie ein falscher Knick, in Beizäumung dann erst recht. Diesen erkennt man häufig daran, dass er nur auf einer Seite oder auf einer Seite stärker zu sehen ist. Und er liegt direkt über dem zweiten Halswirbel und nicht zwischen zwei und drei.

Auch ein Pferd, das (kurzfristig) hinter die Senkrechte kommt muss noch keinen echten falschen Knick zeigen. Für die FN* gehört dazu nämlich, „die Anlehnung mit rückwärtswirkenden Händen zu erzwingen“. Allerdings muss man als Reiter in diesem Moment dennoch schnell gegensteuern. Eine häufige Ursache dafür ist nämlich, dass das Pferd müde wird, und die Muskeln das Genick nicht mehr oben halten können. Dann ist eine Pause angesagt, idealerweise mit einer Korrektur vorneweg. Wie diese wiederum aussieht ist ganz individuell: Häufig reichen eine halbe Parade oder ein Bügeltritt schon aus. Und oft ist das Beste, was man machen kann, die Hände „weg zu nehmen“, beziehungsweise, wenn man meint, dies bereits zu machen „noch wegger“, wie Klaus Balkenhol dies immer so nett formuliert.

* Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1, 27. Aufl., FN-Verlag, S. 177