Insektenstich, Warze, Wucherung? Sind equine Sarkoide (ES) noch ganz klein, ist häufig nicht klar, worum es sich handelt und die Verwechslungsgefahr groß. Doch was ist ein ES überhaupt und wie kommt es eigentlich dazu? Darum geht es im ersten von insgesamt vier Beiträgen zu diesem Thema.
Aus schulmedizinischer Sicht wird das ES zu den Tumoren gezählt. Da die Bindegewebsgeschwulst – bei der sich meist auch die Hornschicht verdickt – nicht zu Metastasen in die inneren Organe neigt, bei einer Verletzung aber oft mit heftigem Wachstum reagiert sowie nach chirurgischer Entfernung oft wiederkommt, wird das ES als semimaligne bezeichnet.
Man vermutet, dass eine genetische Prädisposition besteht. In den meisten Fällen wird bovines Papillomvirus Typ 1 (BPV-1) gefunden, seltener auch Typ 2 (BPV-2). Dies ist ein Virus, der Hautwucherungen beim Rind verursacht. Unterschiedliche Untersuchungen konnten die DNA dieses Virus in bis zu 100 Prozent aller ES nachweisen. Teile des Virusgenoms wurden auch im Blut betroffener Equiden gefunden. Das Virus soll über kleinste Hautwunden in den Körper gelangen. Auf der anderen Seite ist es nicht gelungen, in Versuchen beim Pferd Sarkoide auszulösen, indem diese Papillomaviren injiziert wurden.
Einige Untersuchungen berichten, dass ein Infekt, eine lange Krankheit oder schlechte Haltung die Ursache für ES sein können. Es wurde auch beobachtet, dass die Sarkoide aktiv oder aktiver wurden, nachdem Stress bestanden hatte (Turniere, Umzüge, Probleme in der Herde) oder nach Impfungen.
Von Tierärzten wird ein ES häufig als lediglich kosmetisches Problem dargestellt, außer es befindet sich an Stellen, die zur Gebrauchsunfähigkeit des Pferdes führen, wie etwa der Gurtlage. Es können sowohl einzelne (solitäre) als auch an verschiedenen Stellen gleichzeitig (multiple) Tumoren auftreten. Pferde aller Altersklassen und Rassen sind betroffen. ES treten vor allem an dünn behäuteten und wenig behaarten Stellen auf: Die Innenseiten der Oberschenkel oder der Vorderbeine direkt am Rumpf sowie Gesicht, Augenlider und Ohren sind typische Stellen.
Aus alternativmedizinischer Sicht ist ein ES immer ein Zeichen für tieferliegende Probleme im Organismus. Deshalb werden sowohl bei der Therapie mit Akupunktur als auch bei der klassischen Homöopathie weitere körperliche Symptome, Verhalten und Psyche des Pferdes in die Befundaufnahme mit einbezogen.
Mehr über die unterschiedlichen Sarkoidformen und Therapiemöglichkeiten in den folgenden Beiträgen.