Als ich kürzlich eine Diskussion verfolgte, welchen Anteil man als Reiter selbst am Scheuen eines Pferdes hat, fiel mir eine Geschichte wieder ein, die mich vor etwa dreißig Jahren sehr geprägt hat. Und ich dachte, es wäre mal schön, hier ein paar Werkzeuge vorzustellen, wie man im Sattel und vom Boden mehr Ruhe und Führungsqualitäten bekommt.
Der junge Wallach, mit dem durchaus zutreffenden Namen Kobold, sollte bei der Abzeichenprüfung teilnehmen. Ich hatte die Ehre, ihn zu reiten. Als die Reitlehrerin dann festlegte, dass wir die Tete der Abteilung beim Dressurteil sein sollten, protestierten die anderen. Kobold scheue immer, wolle nicht durch die Ecke, springe weg. Das wäre doch nicht gut, wenn der vorneweg ginge. Was die Reitlehrerin dann sagte, machte mich stolz, brachte mich aber auch massiv zum Nachdenken: „Das macht der bei Claudia nicht.“ Stimmt. Auch in der Prüfung nicht. Warum? Ich ritt definitiv nicht besser als meine Mit(st)reiterinnen.
Als ich die Antwort fand, hatte ich viel gelernt für mein weiteres Reiterleben: Ich war dieses Pferd immer mit höchster Konzentration geritten. Das vorherrschende Gefühl im Sattel war: Verantwortung. Ich war mir bewusst, dass dies ein junges Pferd am Anfang seiner Ausbildung ist, und wollte es auf gar keinen Fall in irgendeiner Form verderben. Und das ging eben am besten, indem ich noch mehr bei der Sache war als sonst. Hat funktioniert und ich kann es nur empfehlen.
Es ist aber nur ein Beispiel dafür, wie unsere Gefühle und Haltungen unsere Pferde beeinflussen – im positiven wie im negativen Sinn. Wie funktioniert das generell und wie bringt man sich selbst in einen Zustand, der das Pferd positiv beeinflusst?
Pferde spüren viel von uns. Das liegt zum einen daran, dass wir auf ihnen sitzen oder direkt neben ihnen stehen. Sie bekommen also Spannungen, die sich in unserem Körper aufbauen direkt über ihren eigenen Körper vermittelt oder sie sehen unsere Körpersprache. Darin sind sie Meister. Sie nehmen nicht nur wahr, wie wir uns bewegen, sondern auch wie wir atmen. Und beides verrät immens viel über ein Lebewesen.
Man weiß inzwischen, dass unsere Gedanken und unsere innere Haltung unsere äußere Haltung massiv beeinflussen. Und zwar auch wechselseitig. Scheut ein Pferd immer wieder, startet es an bestimmten Stellen durch oder verweigert in irgendeiner Form die Leistung, die wir erwarten, lohnt es sich, zuerst zu überprüfen wie der eigene Anteil daran aussieht. Denn dass es ihn gibt, ist völlig klar. Wie man ihn im Einzelfall findet und welche Gegenstrategien sich dann anbieten folgt in den kommenden Beiträgen.