Der endgültige Abschied

Für viele Pferdebesitzer kommt irgendwann der Tag, an dem sie ihr Tier beim Sterben begleiten, über Leben oder Tod entscheiden müssen, oder erfahren, dass es gestorben ist. Auf welche Art das Pferd auch immer geht – die Trauer ist da. Aber wie geht man mit ihr um?

Jeder bewältigt Trauer auf seine Weise: Niemand kann im Voraus sagen, wie er damit umgehen wird. Bis vor kurzem vertraten die meisten Theorien über Trauer und Verlust die Ansicht, Trauer sei eine Art kontinuierlicher Arbeitsprozess, der lange braucht, bevor er zu einem Abschluss gelangt. Inzwischen gibt es neue Erkenntnisse. Diese legen ein anderes Bild des Trauervorgangs nahe und werden vor allem diejenigen Menschen erleichtern, denen bislang vorgeworfen wurde, sie würden Phasen des Trauerns überspringen, wenn sie schnell über ihren Verlust hinwegkamen.

Die meisten Menschen haben nämlich die Fähigkeit und die entsprechenden Strukturen, um Schmerz und Verlust gut zu verarbeiten. Dies wird Resilienz genannt. Der Begriff bezeichnet in der Psychologie die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie sogar für persönliche Entwicklungen zu nutzen.

Vielfach wird jedoch erwartet, dass die Trauer massiv ist und lange dauert. Andere Tierbesitzer meinen es gut, wenn sie einen vor diesem zu erwartenden Gefühls-Overkill warnen. Dennoch kann es sich dabei auch um eine Art Erwartungshaltung handeln und natürlich kann das Ganze auch in Form einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung ablaufen.

Bei der Trauer um Tiere haben viele Menschen allerdings häufig auch ein völlig anderes Problem: Für eine massive Trauer um Pferd, Hund oder Katze haben – zumeist Nicht-Tierhalter – wenig bis kein Verständnis.

Das über 100 Meter lange Uffington White Horse in England ist nur aus der Luft vollständig zu erkennen. Der Zweck des mehrere tausend Jahre alten Scharrbilds aus Kreidefelsen ist unklar. (© USGS, Wikipedia)

Betrachtet man die neuen Erkenntnisse zur Verarbeitung von Trauer, kann man für sich selbst folgendes mitnehmen:

  • Für die meisten Menschen ist Trauer weder etwas Übermächtiges noch etwas extrem Langwieriges.
  • Wer nicht lange trauert ist kein schlechterer Tierbesitzer, sondern kann Schmerz und Verlust gut verarbeiten.
  • Wer Schmerz und Verlust nicht gut verarbeiten kann, kann sich helfen lassen.
  • Trauer kann die Sicht auf das Leben verändern: auf durchweg positive Weise.

Wer sich auf den Moment vorbereitet, hat oft bessere Chancen, mit dem Verlust und der Trauer auf eine Art und Weise umzugehen, die einem nicht schadet. Was man konkret selbst im Vorfeld machen kann, darum wird es im nächsten Beitrag gehen.