Kompliment erarbeiten

Im letzen Beitrag ging es um die Vor- und Nachteile des Kompliments. Heute werde ich auf die beiden Möglichkeiten eingehen, diese Zirkuslektion zu erarbeiten: Fußlonge und Futterreiz. Die Meinungen sind wie bei allem in der Reiterwelt geteilt. Klar ist aber: Beide haben Nachteile.

Vorweg zum grundsätzlichen Verständnis der Lektion: Das Pferd muss beim Erlernen des Kompliments nicht nur verstehen, was es körperlich machen soll, und über einen Körper verfügen, der dies ermöglicht, sondern es muss auch akzeptieren, dass es sich in eine Position der Schwäche begibt.

Bedenkt man dies, ist klar, dass es sich um einen Prozess handelt, der auf vielfache Weise störanfällig ist. Es ist also vom Ausbilder äußerste Sorgfalt und Einfühlungsvermögen für die unterschiedlichen Befindlichkeiten von Verstand, Körper und Seele des Pferdes gefordert.

Zudem muss das Pferd gut aufgewärmt werden. Ratsam ist es, ausreichend Schritt zu gehen und etwas zu traben und dann die Muskeln in den Vorderbeinen über sanfte Dehnübungen und Schüttelungen zu lockern. Beim Arbeiten selbst muss die andere Seite – spätestens nachdem das Kompliment auf einer Seite installiert ist – genauso trainiert werden, wie die erste. Dies kommt meist zu kurz.

Wer die Fußlonge nutzen möchte, muss das Pferd damit vertraut machen. Die Verletzungsgefahr durch die Fußlonge ist groß, vor allem wenn der Flaschenzug über den Rücken genutzt wird und der Ausbilder keine Routine damit hat.

Die Arbeit mit dem Futterreiz kann Stress für die Halswirbelsäule sein. (© C. Götz)

Im korrekten Kompliment längt das Pferd den Hals und trägt den Kopf frei. Das ist beim Erarbeiten mit Futterleckerchen nicht gegeben und birgt auch die Gefahr von Überdehnungen im Bereich der Halswirbelsäule. Bei einem auf diese Weise installierten Kompliment muss die erlernte Fehlhaltung abschließend wieder korrigiert werden.

Beiden Vorgehensweisen gemeinsam ist:

  • Die Notwendigkeit, sachte Schritt für Schritt vorzugehen, in einem Tempo, das dem jeweiligen Pferd angemessen ist.
  • Die Notwendigkeit, zu erkennen, wann das Pferd sich in einer Position befindet, die seinem Körper schadet.
  • Die unbedingte Bereitschaft, das Training zu unterlassen oder abzubrechen, wenn man merkt, das Pferd hat keine Freude daran oder gar Stress mit der Übung.

Fragen Sie sich, wofür Sie das Kompliment eigentlich wollen? Und ob diese Antwort mit den Bedürfnissen des Pferdes übereinstimmt.

Ansonsten gibt es eine einfache und ungefährliche Lektion aus der Zirzensik, die ebenfalls die Rumpfaufhängung stärkt und die Oberlinie dehnt. Das ist die Arbeit mit dem Podest.