Podest ohne Protest

Ein kleiner Schritt fürs Pferd, ein großer Sprung für Kraft, Gleichgewicht, Entspannung und Selbstbewusstsein. Wie ist es möglich, dass die Arbeit am Podest so viele verschiedene Aspekte beim Pferd fördern kann? Hier ein paar spannende Hintergründe.

Zuerst einmal ist der kleine Schritt fürs Pferd nicht so klein, wie er aussieht: Das Pferd muss einen großen Teil seines Gewichtes (die Vorhand ist mit Kopf und Hals ohnehin schwerer) auf einem einzigen Bein nach oben drücken. Dabei aktiviert es vor allem Muskeln, die ihm helfen, einen Reiter gesund zu tragen. Achtet man darauf, das Aufsteigen gleichmäßig zu gestalten, ist dies ein ideales Training für den Trageapparat des Rumpfes.

Das einbeinige Hochdrücken stärkt zudem den Gleichgewichtssinn. Auch das Stehen auf dem Podest trägt mit der Veränderung des gesamten Gleichgewichts dazu bei, das Körpergefühl des Pferdes zu schulen. Denn steht das Pferd (möglichst gleichmäßig und geschlossen) auf dem Podest kommt das Gewicht mehr auf die Hinterbeine. Dafür kann es nötig sein, die Hinterbeine gezielt weiter heranzuholen.

Ganz neue Aussichten und Einsichten fürs Pferd. Vielen tut es gut, sich größer zu fühlen. Die Hinterbeine könnten hier noch weiter nach vorne kommen. (© C. Götz)

Ganz neue Aussichten und Einsichten fürs Pferd. Vielen tut es gut, sich größer zu fühlen. Die Hinterbeine könnten hier noch weiter nach vorne kommen. (© C. Götz)

Das Podest macht ein Pferd aber nicht nur körperlich größer, sondern auch psychisch. Viele Pferde genießen erstaunt und stolz den veränderten Blick der sich ihnen bietet. Man sollte die Podestarbeit wann immer möglich im Freien machen, um dem Pferd dieses Erlebnis intensiver zu ermöglichen.

Für Entspannung und Dehnung sorgt das Podest dann, wenn Sie den Kopf des Pferdes zu sich nach unten locken. Jetzt können sich die langen Rückenmuskeln und die Kruppenmuskulatur dehnen, die Abstände zwischen den Enden der Dornfortsätze weiten sich. Stellen Sie sich leicht seitlich, um zu sehen, wann eine gute Dehnung für das betreffende Pferd möglich ist. Ein gutes Zeichen ist, wenn der Bick entspannt und die Oberlinie harmonisch wirkt.

Sie können zur Mobilisierung der Halswirbelsäule das Pferd auch mit dem Kopf nach links und rechts in eine Dehnung locken. Tasten Sie sich langsam vor und denken Sie daran: Podestarbeit ist anstrengend für ein Pferd. Wenn Sie zu viel gemacht haben, werden Sie bei der nächsten Trainingseinheit Prostest statt Begeisterung ernten.

Wer es richtig macht, stärkt damit das Vertrauensverhältnis und verfeinert die Kommunikation. All dies kann sich auch positiv auswirken wenn es ums Verladen geht oder um schwierige Stellen beim Ausreiten.

Welches Podest für welche Zwecke und Pferde geeignet ist und wie Sie es am einfachsten bekommen, erfahren Sie in der nächsten Folge.