Viele Reiter haben witzige Geschichten zu erzählen, was ihre Pferde, von Musik inspiriert, alles gemacht haben. Eine meiner liebsten Erinnerungen an mein erstes Jungpferd war sein Debut, vierjährig, beim Leonhardiritt. Als wir beim Umrunden der Kirche an der Blaskapelle vorbeikamen, passierte etwas sehr Merkwürdiges:
Jedenfalls fühlte es sich für mich in diesem Moment extrem seltsam an und ich konnte es zuerst nicht zuordnen: Zum Takt der Blasmusik schmiss der Wallach im Schritt seine Beine, bis es aussah, wie eine Art militärischer Stechschritt. So jedenfalls die Beschreibung meiner Mitreiter, die vor Lachen fast von den eigenen Pferden fielen.
Es gibt einige Studien zu Pferden und Musik. Sie befassen sich damit, wie sich die Herzrate und das Verhalten von Pferden ändern, die im Stall damit beschallt werden. Dabei kam unter anderem heraus, dass unruhige Musik, wie Jazz, die Pferde nervös macht, während klassische oder Country-Musik sie beruhigt.
Ich finde es einerseits nicht erstaunlich, dass Pferde sich von Musik und der jeweiligen Stimmung die sie transportiert, anstecken lassen. Denn eine ihrer Stärken ist die Wahrnehmung von Emotionen. Sie können sogar aus unseren Gesichtsausdrücken Stimmungen lesen. Zudem kommunizieren sie selbst stimmlich, auf eine Art, die man mit musikalischen Begriffen definieren kann. Eine weitere Studie zeigte nämlich, dass Wiehern sich aus zwei unterschiedlichen Grundfrequenzen zusammensetzt – also quasi zweistimmig ist – und so neben positiven und negativen Emotionen zugleich deren Stärke vermitteln kann.
Ich bin eine Weile ein sehr erfolgreiches Sportpferd geritten, das bis in die höchste Klasse platziert war. Wann immer die Stute Musik hörte, die sie nicht nur aus Siegerehrungen, sondern auch aus Küren reichlich kannte, war sie extrem „an“. Bei Musik, die zu ihrem Takt passte, hatte man ein noch energischeres und leistungsbereiteres Pferd unter dem Sattel als sonst. Und sie war auch ohne Musik schon ausgesprochen schön zu reiten. Dass Pferde sich so stark von Musik inspirieren lassen, liegt meiner Ansicht nach auch an ihrem ausgesprochen starken Empfinden für Takt.
Zu Musik zu reiten, war jahrzehntelang in vielen Reitschulen gang und gebe – oft traf man sich an bestimmten Tagen, etwa am Sonntag Vormittag, zu einer Gruppenreitstunde mit Musik, zumeist wurden auch Quadrillenfiguren dabei geübt. Heute läuft in vielen Reithallen in moderater Lautstärke an der Bande ein Radio. Aber das ist nicht dasselbe. Denn hier ist man darauf angewiesen, zu dem zu reiten, was gerade läuft – und das kann zum Pferd passen und sich prositiv auswirken oder auch nicht.
Probieren Sie es aus und stellen Sie Musik zusammen, die Sie mögen und zu der Sie sich beim Hören reiten sehen oder besorgen Sie sich fertig zusammengestellte CDs speziell zum Reiten. Aber Vorsicht mit den jungen Pferden, die das nicht kennen: Fangen Sie langsam an.