Keine Farbe

Sprichwörter und Redensarten – die häufig erstaunlich übereinstimmend sind – zeigen, dass die Verbindung von Farbe und Interieur Pferdeleute schon lange beschäftigt. Doch was ist wirklich dran? Können moderne Studien einen Zusammenhang zeigen? Und welche Rolle spielen die Gene?

Nur zwei Pigmente können Pferde bilden. Aus ihnen entstehen all die faszinierenden Farben. Aber wie viele Gene daran beteiligt sind, weiß man derzeit noch nicht genau. Denn das Genom ist noch nicht vollständig sequenziert. Sicher weiß man aber beispielsweise, dass zwei Gene für die Grundfarben Braun, Schwarz und Fuchsfarben zuständig sind. Andere Gene modifizieren diese Grundfarben. Sie können sie aufhellen (wie beim Creme-Gen, Dun, Silver oder Champagne), markante Muster (wie bei Tobiano und Sabino) bilden, stichelhaarig pigmentieren (Roan, Rabicano) und einiges mehr.

Wissenschaftler fanden heraus, dass es getigerte Pferde (Leopard-Gen) schon im Übergang von der Alt- in die Jungsteinzeit gegeben hat. Sie sollen damals zudem recht zahlreich vertreten gewesen sein. (© Appaloosas, Wikipedia)

Erst wenige Studien, beschäftigen sich damit, ob dieselben Gene, die die Fellfarbe bestimmen, auch bei anderen biologischen Prozessen eine Rolle spielen – die Physiologie, die neurologischen Funktionen oder die Gesundheit beeinflussen können. Vor einigen Jahren ergab die Auswertung von Fragenbögen, dass Füchse im Vergleich zu Braunen mutiger waren und sich eher unbekannten Gegenständen und Tieren näherten. Allerdings zeigte sich dort auch, dass Rasse, Geschlecht und Alter das Verhalten weit mehr bestimmen als die Farbe.

Eine weitere Studie mit Islandpferden fand das Sprichwort bestätigt, dass windfarbene Pferde (die durch das Silver-Gen aufgehellt sind) nervöser und schwerer zu handhaben sind: Sie reagieren tatsächlich ängstlicher auf Reize. Man vermutet, es liegt daran, dass das Silver-Gen auch Augenanomalien und Hörstörungen verursachen kann.

Egal, welche Pferdefarbe man bevorzugt, das Gefühl, das man mit ihr hat, entsteht eventuell auch durch den Effekt, dass man in seiner frühen reiterlichen Laufbahn ein, zwei Pferde in einer bestimmten Farbe mit bestimmten Charaktereigenschaften kennengelernt hat. So wie man Danielas skeptisch gegenübersteht, wenn einen eine im Kindergarten immer an den Haaren gezogen hat.

Aber natürlich gilt – abseits aller Vorlieben für eine bestimmte Fellfarbe – immer auch der Spruch: „Ein gutes Pferd hat keine Farbe.“