Lechts, rinks

Als vor einiger Zeit meine rechte Hand etwas lädiert war – und zwar so, dass eine Zügelfaust nicht möglich war – habe ich beschlossen, in dieser Zeit einhändig auszureiten. Dabei erlebte ich etwas, das mich zwar nicht arg überrascht, aber dennoch nicht wirklich erfreut hat:

Ich war es nicht mehr gewohnt, die Zügel in der linken Hand zu halten. Es fühlte sich seltsam schräg und falsch an. Das hat mich aus unterschiedlichen Gründen verwundert. Ich war nämlich …

  1. … in den Monaten vor der Verletzung viel einhändig geritten.
  2. … in dieser Zeit auch viel mit Handpferd ausgeritten und hatte dabei die Zügel immer in der linken Hand getragen, da ich das Handpferd aufgrund unserer Wegesituation stets rechts führe.

Ich hätte also wunderbar mit den Zügeln einhändig in der linken Hand klarkommen müssen. Tat ich aber nicht.

Die Studie von Hans Holbein zeigt die Hände des Gelehrten Erasmus von Rotterdam. (© Wikipedia)

Was war passiert? Ich vermute, dass ich beim Ausreiten mit nur einem Pferd die Zügel häufiger oder längere Zeit in der rechten Hand getragen habe. Ich vermute, dass die Haltung mit Handpferd für mein Gehirn keine einhändige Handhabung ist, da ich ja in der rechten Hand den Führstrick halte.

Was schließe ich daraus? Ich werde noch sensibler darauf achten, als ich das ohnehin schon tue, dass ich beim Reiten an meiner eigenen natürlichen Schiefe arbeite – beziehungsweise diese nicht noch verschlimmere. Das nämlich habe ich gemacht, indem ich nicht gleichmäßig mit beiden Händen einhändig geritten bin.

Für uns Reiter ist es aber essentiell, dass wir selbst einigermaßen geschickt und elastisch mit beiden Körperseiten agieren, wenn wir unser Pferd geraderichten wollen. Denn auch Pferde haben eine stärkere und eine schwächere „Hand“.

Je gleichmäßiger wir Reiter auf der linken und rechten reiterlichen „Hand“ agieren können, umso besser können wir unser Pferd unterstützen. Das zeigten auch Studien.

Mehr Tipps zum Training der Beidhändigkeit beim Reiter gibt es deshalb im nächsten Beitrag.