In meinen beiden neuen Büchern – „Wie ein Zentaur: eins mit dem Pferd“ und „Fein im Maul“ – habe ich viele Tipps und Übungen sowie die Grundlagen für feines Reiten, wie sie auch in vielen Artikeln hier auf meinem Blog zu finden sind, aufbereitet und zusammengefasst. Darüberhinaus …
… finden Sie in ihnen auch etliche Tipps und Erklärungen, die (noch) nicht ihren Weg auf Pferdekosmos.de gefunden haben. Eines dieser Themen, das ebenfalls schon lange im Ordner „Geplant“ lag, möchte ich heute einmal herausgreifen: Das Prinzip der feinen Hilfengebung.
Viele Reiterinnen* wissen nicht, wie sie ihre Hilfengebung fein dosieren. Und zwar so, dass das Pferd auf Dauer fein bleibt oder immer feiner wird. Dabei ist das Prinzip ganz einfach – egal ob es um treibende parierende oder versammelnde Hilfen geht. An den treibenden Hilfen lässt es so erklären: Das Pferd bekommt die Chance, auf eine erste feine Hilfe anzutreten. Das ist Phase 1. Je nach Reitweise kann diese erste Phase eine Stimmhilfe sein oder eine Gewichtshilfe, etwa ein Einatmen. Denn durch das Einatmen geht ein minimaler Impuls über die Muskeln ins Reiterbecken. Reagiert das Pferd darauf nicht wie gewünscht, kommt Phase 2 – eine Verstärkung der Hilfe, etwa ein leichter Schenkeldruck. Reagiert es darauf ebenfalls nicht wie gewünscht, wird in Phase 3 weiter verstärkt – entweder durch mehr Körperspannung oder einen leichten Einsatz der Gerte.
Genauso ist das Prinzip bei jeder anderen Hilfe – also auch bei Zügelhilfen – anzuwenden: Ein leichtes Klingeln am Zügel, das Hineinlocken des Pferdes in eine Wendung mit dem Gewicht oder dem Blick und eine Veränderung des eigenen Körperrhythmus oder ein Weicher- bzw. Schwerermachen im Sattel reichen in Phase 1 bzw. beim fein gerittenen Pferd fürs Reiten von Hufschlagfiguren, dem Wechsel von einer höheren in eine niedrigere Gangart und zum Versammeln. In Phase 2 und 3 erfolgen dann, falls das Pferd nicht entsprechend reagiert, Verstärkungen der passenden Hilfen.
Pferde lernen, dass sie die Chance haben, schon in Phase 1 zu reagieren, weil wir fair aber konsequent unseren Weg mit Phase 2 und 3 verfolgen werden. Wichtig ist, die Phasen zwar klar voneinander zu trennen, aber dennoch relativ zügig hintereinander auszuführen. Wichtig ist auch, die Abfolge nicht zu automatisieren, sondern wachsam zu bleiben, ob Phase 3 beispielsweise überhaupt noch nötig ist. Und das Loben natürlich nicht vergessen!
Mehr darüber, wie sich andere Hilfengebungen variieren lassen im nächsten Beitrag.
* Ich habe ich für diese Art zu Gendern entschieden.