Zum Kopfschütteln: Diagnose

Es geht wieder los: Viele Headshaker zeigen meist im Frühjahr vermehrte Symptome. Das heißt aber nicht, dass eine Allergie der Auslöser sein muss. Denn viele Ursachen kommen in Frage.

Pollen, Insekten und Sonne – klar, dass viele Pferde die von Headshaking betroffen sind, ab dem Frühjahr wieder besonders geplagt sind. Aber ganz so einfach ist es meist nicht. Denn so groß wie die Bandbreite der Störung selbst, so vielfältig sind die möglichen Ursachen. Und das sind meist nicht Pollen, Insekten und Sonne – sondern etwas ganz anderes. Letztere verschlimmern dann oft nur die Symptome.

Vom Headshaking-Syndrom (HS) spricht man, wenn das Pferd entweder ein plötzliches, ruckartiges vertikales Schnicken des Kopfes zeigt oder Bewegungen, mit denen es reagieren würde, wenn ein Insekt in die Nase geflogen wäre oder es am Kopf gestochen hätte. In der Regel reiben sich die Pferde auch die Nüstern an den Beinen oder Wänden, als wollten sie etwas abwischen.

Was ein kopfschnickendes oder -schüttelndes Pferd genau empfindet, weiß niemand. Da es unterschiedliche Ausprägungen gibt, dürfte von leichtem Kitzeln bis hin zum Einschießen eines Schmerzblitzes, wie ihn Menschen mit einer Trigeminusneuralgie beschreiben, alles vertreten sein. Das HS kann relativ unbemerkt mit vermehrtem Prusten und Schnauben während der Arbeit beginnen und sich über ständiges Kopfschnicken bis hin zu schwersten Verhaltenstörungen ausweiten.

Neben Ohrmilben, Pilzinfektionen des Luftsacks und Zahnproblemen kommen auch Mittelohrentzündungen, Gefäßstörungen, Allergien und Nervenschädigungen als Ursache des HS in Frage. Häufig bleibt HS als Folge einer anderen Erkrankung zurück. Diese kann sowohl in schmerzhaften Veränderungen der Wirbelsäule, in Zahnerkrankungen oder lokalen Störungen der Augen oder Nebenhöhlen bestehen als auch in Problemen, die sich aus zu eng verschnallten Reithalftern, falsch verschnallten Gebissen oder der Reitweise ergeben. Selten ist ein so genanntes stereotypes HS vorhanden, dass sich im Sinne einer Verhaltensstörung etabliert hat – etwa aus Insektenabwehr oder Konfliktsituationen.

Der Nervus trigeminus teilt sich in den Unterkiefernerv (1), den Oberkiefernerv (2) und den Augapfelnerv (3): Der Augennerv versorgt Stirn, Tränendrüse, Augenbindehaut, Augenwinkel, Siebbein und Teile der Nase; der Oberkiefernerv versorgt besonders die Oberkieferregion, die Oberkieferzähne, den Gaumen und Teile der Gesichtshaut. Der Unterkiefernerv versorgt die Kaumuskulatur, die Zunge, den Mundboden sowie die Haut über dem Unterkiefer. (© C. Götz)

Der Nervus trigeminus teilt sich in den Augapfelnerv (1), den Oberkiefernerv (2) und den Unterkiefernerv (3): Der Augennerv versorgt Stirn, Tränendrüse, Augenbindehaut, Augenwinkel, Siebbein und Teile der Nase; der Oberkiefernerv versorgt besonders die Oberkieferregion, die Oberkieferzähne, den Gaumen und Teile der Gesichtshaut. Der Unterkiefernerv versorgt die Kaumuskulatur, die Zunge, den Mundboden sowie die Haut über dem Unterkiefer. (© C. Götz)

Sehr häufig findet man den Trigeminusnerv (siehe Zeichnung) als Auslöser des HS. Analog zur Trigeminusneuralgie beim Menschen sendet der Drillingsnerv – so sein deutscher Name –  auch beim Pferd Schmerzsignale an das Gehirn. Er ist der stärkste aller Hirnnerven: Er steuert unter anderem die Kaubewegungen und ist für sensorische Wahrnehmungen im Gesicht verantwortlich. Licht ist in vielen Fällen ein sehr starker Auslöser oder Verstärker der Symptomatik. Weil nicht nur Augapfelnerv und Sehnerv nahe beieinanderliegen, sondern auch Hörnerv und Drilligsnerv sich „anfunken“ können, zeigen betroffene Pferde häufig auch gesteigerte Geräuschempfindlichkeit. Im nächsten Beitrag geht es um die Möglichkeit selbst etwas zur Ursachenfindung beizutragen.