Für alle Felle – Tierkommunikation

Für die einen ist allein das Wort ein rotes Tuch, für viele andere ist es natürlicher Inhalt des täglichen Umgangs mit den Vierbeinern. Wahrscheinlich betreiben Sie sogar selbst Tierkommunikation. Das glauben Sie nicht? Dann lohnt es sich, diesen Begriff und was dahinter steckt mal unter die Lupe zu nehmen.

Ausdrucksstarke Pferde machen es einem oftmals leichter, zu erspüren, was gerade in ihnen vorgeht. (© C. Götz)

Ausdrucksstarke Pferde machen es einem oftmals leichter, zu erspüren, was gerade in ihnen vorgeht. (© C. Götz)

Ich putze meine Stute. Als ich am Bauch bin legt sie die Ohren an und dreht dabei leicht den Kopf. Ah, ich hab schon wieder nicht daran gedacht, hier etwas kräftiger zu bürsten. An dieser Stelle mag sie am liebsten richtig viel Druck und den in langsamem Tempo. Bei meinem Umgang mit den eigenen und fremden Pferden kommuniziere ich jeden Tag wieder mit jedem der Tiere. Mal mehr, mal weniger offensichtlich aber sowohl im Umgang als auch bei der Arbeit vom Boden oder im Sattel.

Denn die Bedeutung des lateinischen Wortstammes „communicare“ ist „mitteilen“. Und dieses Mitteilen erfolgt auch bei der Arbeit mit Pferden im steten Wechsel wenn man es zulässt – den Pferden also die Möglichkeit gibt.

Die oben beschriebene Form der „Tierkommunikation“ ähnelt der mit einem fremden Kleinkind, das Sie bei Bekannten treffen, und das Ihnen sein Kuscheltier hinhält. Wenn Sie es nehmen, fängt es vielleicht an zu weinen, weil es ja nur wollte, dass Sie sagen, was für ein tolles Teil es da hat. Da ist also Einfühlungsvermögen gefragt. Diese Antennen für Empathie, wie man das Einfühlungsvermögen in die Stimmungen und Motive der anderen auch nennt, haben Tiere im Gegensatz zu uns immer.

Wie die Untersuchungen von Verhaltensforschern zeigen, ist diese Fähigkeit wichtiges Instrument für soziale Interaktion – speziell bei Herdentieren. Diese Form der Wahrnehmung sorgt mit dafür, dass Zebras wissen, ob der Löwe hungrig oder satt um die Herde streicht. Sie bringt Elefanten und Affen dazu, zusammenzuarbeiten und Familienmitglieder zu trösten, wie der Verhaltensforscher Frans de Waal in seinen Experimenten vielfach zeigte.

Tiere haben mit Sicherheit einen direkteren Zugang zu dieser Art Wahrnehmung. Inwieweit wir uns selbst einem empathischen Fühlen, bei dem Gedanken, Emotionen, Befinden oder Absichten zielgerichtet erkannt werden können, öffnen ist nur eine Entscheidung plus Übungssache. Meine Erfahrung ist: Wer diese Art der Kommunikation mit den Pferden immer mehr verfeinert kann nur gewinnen – auf jeder denkbaren Ebene.