Alles Gute kommt von oben

… heißt es. Das war für das Pferd von US-Dressurprofi Caroline Roffman nicht so. Denn das vom Sattel aus verabreichte Leckerli verursachte einen schweren Unfall. Viele Reiter schätzen aber die Belohnung aus dem Sattel in unterschiedlichen Situationen. Wann also macht es Sinn und was ist zu beachten?

Tiere lernen wie auch wir Menschen am besten, indem erwünschtes Verhalten bestärkt, also belohnt wird. Belohnungen in Form von Futter werden deshalb auch bei Pferden viel genutzt. Zuerst einmal ist wichtig, dass das Pferd Leckerlis tatsächlich als Belohnung einordnet, was etwa bei ganz jungen Pferden vielfach noch nicht der Fall ist. Man muss also auch hier sinnvoll aufbauen.

Viele Menschen wundern sich, dass das Pferd beim Belohnen die Distanz verliert und halb in der Tasche hängt oder den Finger mitnimmt. Sicher gibt es Typen die da mehr gefährdet sind als andere, aber letztendlich ist immer der Mensch das Problem. Abhilfe schafft von Anfang an, wenn man darauf achtet, dass das Pferd das Leckerli mit den Lippen nimmt, nicht mit den Zähnen. Einem Kandidaten, der das noch nicht begriffen hat, kann man den Belohnungshappen in der Faust präsentieren, aus der er ein Stück herausragt, dann muss er ihn mit den Lippen nehmen.

Wenn man bereits beim Auftrensen anfangs Leckerli verwendet, verbinden die Pferde das Gebiss mit etwas Angenehmem und lernen, damit (etwas) zu kauen. Auch das Stillstehen beim Aufsteigen kann man mit der Gabe von Belohnungen gut installieren: Dafür braucht man anfangs idealerweise einen Helfer, der weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist, um das Leckerli zu geben. Dann kann man die Konzentration auf die Sache und damit den Lerneffekt erreichen und/oder das Leckerli als Entspannung nutzen.

Das Belohnen nach dem Aufsteigen von rechts bringt das Pferd dazu, sein Gewicht auf diese Seite zu verlagern und so durch das Aufsteigen weniger aus dem Gleichgewicht zu kommen. (© C. Götz)

Das Belohnen nach dem Aufsteigen von rechts bringt das Pferd dazu, sein Gewicht auf diese Seite zu verlagern und so durch das Aufsteigen weniger aus dem Gleichgewicht zu kommen. (© C. Götz)

Man kann das Pferd damit auch darauf trainieren, sein Gewicht entsprechend zu verlagern. Wenn das Pferd weiß, dass es nach dem Aufsteigen ein Leckerli auf seiner rechten Seite bekommt, wird es nach den ersten Malen Hals und Gewicht schon dahin verlagern, sodass man es beim Aufsteigen weniger aus dem Gleichgewicht bringt. Am besten verlangt man zuerst kaum Halsbiegung (siehe Bild). In diesem Moment ist das Leckerli Verlockung und Lohn gleichzeitig, und durch das Abkauen entspannt sich das Pferd noch zusätzlich.

Hat man dies berücksichtigt sollte es auch kein Problem mehr sein, jederzeit aus dem Sattel eine Belohnung zu verabreichen. Falsch machen kann man dann nur noch, das Tier zu sehr auf das Leckerli zu fixieren. Dann kann es passieren, dass es ungeduldig wird uns sich dadurch in Bewegung setzt. Spätestens dann wird es Zeit, das Futter durch ein Stimmlob oder etwas anderes zu ersetzen.