Neulich war mal wieder in einer der größten der deutschsprachigen Pferdezeitschriften zu lesen, der Axthieb sei angeboren. Ich sag’s mal so: Wenn ich für jeden der angeblich angeborenen Axthiebe, die ich beseitigt habe, ein Pferd bekommen hätte, wäre meine Herde ganz schön groß.
In der Tat habe ich über die Jahre, in denen ich nun schon Pferde behandle, feststellen können, dass ich sieben von zehn Axthieben* dauerhaft beseitigen konnte.
Wann spricht man von einem Axthieb? Wenn am Übergang von Widerrist zum Halsansatz eine Kerbe in der Oberlinie zu sehen ist. Wie gut man diese sehen kann und wie ausgeprägt sie ist, hängt von der Form des Halses, der Höhe des Halsansatzes und dem Futterzustand ab. Es spielt auch durchaus eine Rolle, wie hoch das Pferd den Hals gerade trägt und ob es ihn streckt oder alarmiert hochreckt.
Bei allen Pferden mit Axthieben, die ich behandelt habe, gab es Blockierungen in der Halswirbelsäule, zumeist auch im Übergang von der Brust- in die Halswirbelsäule. Das erklärt auch, wie der Axthieb zustande kommt: Die Nackenplatte setzt an den einzelnen Halswirbeln an. Sie ist mit dem Nackenrückenband verbunden. An diesem „ziehen“ die unter Spannung geratenen Halswirbel und verursachen die Einkerbung.
Warum nun haben Blutpferde wie Vollblüter, Araber oder Trakehner häufiger Axthiebe? Das ist nämlich meiner Erfahrung nach tatsächlich so. Sie sind feiner und quittieren damit vermutlich die Dinge stärker, die zu einem Axthieb führen können. Dies sind in erster Linie traumatische Ursachen wie Stürze oder nicht pferdegerechtes Reiten, bei dem der Hals an seiner Basis gestaucht wird.
Das erklärt auch, wie es dazu kommt, dass auch heute noch Tierärzte behaupten, der Axthieb sei angeboren: Er kann nämlich auch als bei der Geburt erworbenes Trauma entstehen. Denn auch bei Pferden gibt es Schwer- oder Erstlingsgeburten und auch bei ihnen muss der Kopf zuerst durch den Geburtskanal, was zu Stauchungen der Halswirbelsäule führen kann. Das Fohlen kommt also mit einem Axthieb auf die Welt. Angeboren, im Sinne von „vererbt“ ist er deswegen aber noch lange nicht.
* Woran es liegt, dass ich nicht alle schaffe, hat unterschiedliche Gründe: Die Blockierungen sind entweder zu alt oder ich müsste noch ein- oder mehrmals kommen, um sie dauerhaft zu beseitigen, oder die Art zu Reiten schädigt das Pferd erneut oder eine Kombination davon. Und vielleicht gibt es sogar tatsächlich welche, die genetisch weitergegeben werden.