Aufstehen, stretchen, los …

Kürzlich hatte ich wieder einen Fall, bei dem die Art und Weise wie das Pferd aufstand, ein Teil der Diagnostik und der Kontrolle des Behandlungsverlaufes war. Deshalb hier ein kurzer Überblick, was uns die ersten Bewegungen nach einer Ruhepause oder das Aufstehen beim Pferd sagen können. Denn es ist eine ganze Menge.

Viele Reiter wissen bereits, dass die ersten Schritte aus der Box, vor allem nach einem längeren Aufenthalt, oft eine beginnende Lahmheit am besten anzeigen. Denn diese ersten Schritte braucht ein Pferd, das etwas kompensiert, um sich einzulaufen. Man seht in diesem Moment meist viel deutlicher, ob ein Huf etwa von der Seite her oder sehr viel leiser auffußt oder die Schrittlänge verkürzt ist, als ein paar Meter später.

Was viele Reiter nicht wissen ist, dass auch das Aufstehen nach dem Liegen oder nach dem Wälzen, wertvolle Hinweise für Probleme im Bewegungsapparat geben kann. Die Fragen die man sich dabei stellen sollte sind:

  • Wie drückt das Pferd sich ab – gleichmäßig oder schief?
  • Zögert es in einem bestimmten Moment des Bewegungsablaufes?
  • Wird direkt nach dem Hochdrücken ein Bein entlastet?

Wer regelmäßig beobachtet, wie sein Pferd normalerweise aufsteht, wird Veränderungen schnell bemerken und kann so oft frühzeitig schlimmere Schäden verhindern.

Aufstehen ist anstrengend: Wer das Pferd dabei regelmäßig genau beobachtet, kann Probleme im Bewegungsapparat oft frühzeitig entdecken. (© C. Götz)

Noch weniger Beachtung findet – auch aus logistischen Gründen – das Stretchen nach dem Schlafen oder einer längeren Pause. Doch auch die verschiedenen Arten unterschiedliche Körperteile zu dehnen, können Hinweise sein, wo beim jeweiligen Pferd eine Schwachstelle ist.

Pferde, die zum Beispiel zum Stretchen die Hinterbeine erst massiv unter den Körper ziehen, wollen oft die Lende dehnen. Werden die Hinterbeine weit nach hinten hinaus gestreckt, gilt dies eher Verspannungen oder Blockierungen im Bereich des Beckens. Manche Pferde drücken auch den Rücken durch und mobilisieren damit die Wirbelsäule. Pferde, die die Vorderbeine weit nach vorne stellen und sich im Brustkorb nach unten dehnen, wollen sich meist im Bereich der Schulter lösen. Häufig sieht man auch, dass Kopf und Hals nach vorne, oben geschoben und dabei Unter- und Oberkiefer gegeneinander verschoben werden. Dies kann auf Probleme in Bereich des Genicks hindeuten.

Nicht alles muss ein Problem sein, denn das Dehnen nach der Ruhe gehört auch bei gesunden Tieren dazu. Aber auch hier gilt: Je besser man sein Pferd kennt, umso besser kann man abweichende Bewegungsmuster, die auf Probleme hindeuten können, erkennen.