Jeder kennt das Problem: Man versucht, einem Menschen oder einem Tier etwas zu vermitteln oder beizubringen und merkt irgendwann – entweder sofort oder später, – dass man nicht erfolgreich war. Beim Pferd oder Hund sind viele inzwischen bereit, sich zu fragen, was sie dabei falsch gemacht haben. Das ist gut, doch nicht immer die eigentlich zielführende Frage.
Ich bin es vor allem beruflich gewohnt, mich zu selbst in Frage zu stellen. Denn alles, was ich an Output liefere, wird beurteilt und hinterfragt: Von der Art, wie ich Worte ausspreche wenn ich im Tonstudio stehe, über die Formulierungen meiner Texte, bis hin zu den Aussagen, die ich meinen Patientenbesitzern gegenüber mache.
Natürlich gehört dazu auch, dass man manchmal anders verstanden wird, als man es gemeint hat. Ich habe daraus in vielfacher Hinsicht gelernt: Ich weiß, dass nicht alle dieselbe Formulierung gleich gut verstehen. Ich weiß, dass Menschen Dinge selektiv wahrnehmen. Und ich habe gelernt, dass wir Menschen Dinge unbewusst übersehen oder überhören wollen. Wenn jemand mir sagt, „das wurde aber erklärt“ – sei es nach einem Gespräch oder in einem Text – weiß ich, dass ich wahrscheinlich mit dem Thema in irgendeiner Form ein Problem habe.
Selektive Wahrnehmung ist ein Phänomen, mit dem unser Gehirn die unfassbar großen Mengen an Informationen, die auf uns einfließen, verarbeitet. Ein Widerstand, etwas Bestimmtes wahrzunehmen, kann aber auch anzeigen, dass man mit der Thematik selbst oder im Moment der Wahrnehmung Stress hat.
Und das trifft nicht nur auf uns Menschen zu, sondern auch auf Tiere. Wenn Ihr Pferd also etwas nicht versteht – etwa im Rahmen einer Verladesituation oder eines Verladetrainings –, gehen Sie davon aus, dass es weder zu doof ist, noch Sie ärgern möchte, sondern im Moment schlicht und ergreifend Stress hat. Anders ausgedrückt: Es befindet sich in diesem Moment nicht in seiner Komfort- oder Lernzone.
Wenn nun die Ängste von Mensch und Tier in einer Lernsituation aufeinandertreffen, ist es logisch, dass der Weg in die Stress- oder Panikzone noch schneller vonstatten geht – bei beiden. Eine ungute Mischung, die man beispielsweise entschärft, indem man sich Hilfe holt.
Aber auch dann ist es wichtig, den eigenen Stress mit dem Thema zumindest wahrzunehmen, besser noch: daran zu arbeiten. Denn auch mit Trainer werden Sie sonst nicht (so leicht) dorthin kommen, wo sie hin wollen.