Deckenanzeiger

Im letzten Beitrag habe ich über eine sehr faszinierenden Deckenstudie geschrieben – am nächsten Tag kam ich dazu, endlich den neuen Newsletter der ISES zu lesen und hab mich gefreut, mehr Einblicke in diese Studie zu bekommen. Ich hatte ohnehin überlegt, ob ich dazu nicht noch etwas tiefer gehe, obwohl sie ja nicht mehr ganz taufrisch* ist.

Kurz zur Studie: Die Forscherinnen trainierten die Pferde auf Symbole zu zeigen, die „Decke an“ „Decke runter“ oder „Alles ok, wie es ist“ bedeuten. Alle 23 Pferde lernten die Aufgabe innerhalb von 14 Tagen. Sie zeigten danach, wonach ihnen deckentechnisch war – und das spiegelte nachvollziehbar auch die Wetterbedingungen während der Studie.

Im ISES-Newsletter steht: „Das Einzigartige an Mejdells Deckenstudien ist, dass die Pferde nicht nur lernten, zwischen drei visuellen Hinweisen zu unterscheiden, sondern dass sie dieses Wissen nutzten, um eine freie Wahl zu treffen. Und zwar unabhängig von Unterstützung durch Trainer oder ein Futterlob.“ Die Motivation, sich jederzeit wohlzufühlen, ist also stark genug, diesen eigenen Willen zu zeigen, den viele vor nicht langer Zeit den Pferden abgesprochen hätten.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich seit der Studie beim Eindecken noch einmal genauer beobachte, ob das Pferd die Decke wirklich möchte und braucht. Meine Stute ist beispielsweise mit zunehmendem Alter empfindlich auf Nässe geworden. Obwohl sie sich unterstellen und auch dort fressen kann, ist es ihrer Gesundheit zuträglicher bei bestimmten Wetterbedingungen eingedeckt zu sein.

Ist die Decke heute genehm? Manche Pferde zeigen es deutlicher, andere weniger. (© C. Götz)

Ich beobachte also das Wetter sehr genau – decke beispielsweise abends ein, wenn der Wetterbericht nachts Regen und Kälte ankündigt, auch wenn es beim letzten Füttern noch gut aussieht. Und die Stute, die Decken eigentlich nicht so mag, hat (sich) das gemerkt. Die Abwehr beim Eindecken, die sie früher oft zeigte, ist fast auf Null.

Mejdell erzählt, dass die Pferde, sobald sie verstanden hatten, dass auf ihre Deckenpräferenzen reagiert wurde, einige sehr aufgeregt wurden: „Sie wieherten oder rannten auf den Trainer zu, bevor der Test begann. Als diese Pferde anschließend ihre Wahl treffen durften, entschieden sie sich schnell und die Forscher stellten häufig z. B. fest, dass das Pferd unter der Decke stark schwitzte.“

Ich finde es super, dass ein solcher Versuchsaufbau sicher zeigt, was viele Pferdemenschen schon lange wissen: Pferde wissen, was sie wollen und sind bereit diesbezüglich mit uns zu kommunizieren.

Passen sollte die Decke natürlich schon, sonst zeigen die Pferde alleine deshalb an, dass sie nicht eingedeckt sein möchten, beziehungsweise resignieren irgendwann, wenn man sie trotzdem eindeckt, ohne auf ihre Signale zu achten.

* Cecile Mejdell, Grete HelenMeisfjord Jørgensen und andere, 2016 und 2019