Dehnungshaltung 1

Die Kopf-Hals-Position in der Dehnungshaltung ist seit einiger Zeit vermehrt in der Diskussion. Im Magazin tierisch geheilt hatte ich schon vor über zehn Jahren einen Artikel dazu geschrieben, ob und wie tief und auf welche Art man ein Pferd einstellen darf, um es zu dehnen und dehnen zu lassen. Da ich beobachte, dass derzeit Versammlung „in“ ist, …

… habe ich den Artikel von damals noch einmal herausgeholt und erweitert. Warum? Wenn viel Versammlung geritten wird, vergessen die Reiterinnen* gerne mal, dass das Dehnen (und nebenbei bemerkt auch das Vorwärts) als Ausgleich dazugehören. Kurz gesagt: Entscheidend bei der Dehnung ist, dass sie in Sachen Biomechanik für das jeweilige Pferd funktioniert.

Doch wie soll die Dehnungshaltung aussehen: Lang und tief oder doch nur bis zum Bug- oder Karpalgelenk? In welchem Tempo und wohin zeigt die Nase? Das sind die grundsätzlichen Parameter, die in Sachen Dehnungshaltung diskutiert werden. Dabei sollte man sich besser überlegen, was aus exterieurbedingter, biomechanischer Sicht Sinn für das jeweilige Pferd macht.

Welche Exterieurmerkmale beeinflussen, welche Dehnungshaltung einem Pferd gut tut (und in welcher Gangart)?

  1. Das Format: Pferde im Quadrat-, Rechteck- oder Hochrechteckformat haben eine unterschiedliche Gleichgewichtsverteilung.
  2. Der Hals: Ein hoch oder tief angesetzter Hals verändert das Gleichgewicht unterschiedlich, genau wie sehr kräftige oder zarte Hälse, lange oder kurze.
  3. Das Fundament: Steht ein Pferd über viel Boden im Lot, balanciert es sich anders aus, als ein Pferd, das z. B. bodeneng, bodenweit oder schmalbrüstig ist.
  4. Die Winkelung der Gliedmaßen: U. a. die Schräge der Schulter und der Kruppe sowie die Winkelung der Hinterbeine entscheiden darüber, welche Dehnungshaltung für ein Pferd förderlich ist.

Dieses Westernpferd trägt am durchhängenden Zügel bei gedehnter Oberlinie das Genick etwa auf Höhe des Widerrists, mit schön vor die Senkrechte fallender Stirnlinie, die Nase befindet sich dann etwas unterhalb des Buggelenks. (© C. Götz)

Achtung: Man kann hierbei ganz schlecht etwas pauschalisieren. Die einzelnen „Bausteine“ wirken sich – in unterschiedlicher Kombination – jeweils anders aus. Zudem spielen der Ausbildungsstand, das Interieur und ob das Pferd frei von Verspannungen und/oder Blockierungen ist eine Rolle bei der Frage – wie tief und in welchem Tempo dehnen gerade zielführend ist.

Im nächsten Teil geht es um die Antwort auf die Frage, was das Dehnen im Vorwärts-Abwärts eigentlich bewirken soll …