Der Weide-Trainer

Grasbauch olé, Fitness passé? Wenn Pferde für eine Pause auf die Koppel gestellt werden schwinden Muskeln und Kondition. Oder? Nein, sagt eine Studie, im Gegenteil. Doch stimmt das wirklich?

Eine jüngere US-Studie wird in letzter Zeit gerne zitiert, wenn es darum geht, dass Pferde sich auch auf der Koppel fit halten würden. Denn nach insgesamt 14 Wochen auf der Weide war diese Gruppe nicht nur genau so fit wie die Vergleichsgruppe, die Boxen-Paddock-Haltung hatte und geritten wurde, sie hatte sogar noch eine höhere Knochendichte.

Untersucht wurde außerdem jeweils bei allen Pferden vorher und nachher das Körperfett. Und es wurde ein standardisierter Fitnesstest durchgeführt. Über ein GPS wurde gemessen, wie viel sich die Pferde jeder Gruppe bewegten. Fitnessverluste wurden dabei lediglich bei der dritten Gruppe festgestellt, die die eine Hälfte des Tages in der Box und die andere Zeit auf dem Paddock stand. Wer jetzt sagt, prima, dann stelle sich doch mein Pferd auf die Weide, wo es sich selber trainiert, der sollte noch folgendes wissen:

Bei der Weide aus der Studie handelt es sich um leicht hügelige 40 Hektar – fast so groß wie die Insel Mainau oder der Vatikanstaat. Der Paddock, in dem die Vergleichsgruppen standen hatte 4000 Quadratmeter, so viel wie hierzulande nur wenige Koppelflächen.

Koppeln in Deutschland: Wirklich große Weiden, wo die Pferde rund um die Uhr Pferd sein können sind selten. (© Horseexperts, Wikipedia)

Koppeln in Deutschland: Wirklich große Weiden, wo die Pferde rund um die Uhr Pferd sein können sind selten. (© Horseexperts, Wikipedia)

Was bedeutet dies aber für uns Pferdebesitzer hier in Deutschland, die wir eher selten 40 Hektar Weide zur Verfügung haben? Nun, mit Sicherheit ist es auch ohne diese riesigen Areale von Vorteil, Verletzungen – speziell am Bewegungsapparat – soweit dies möglich ist, auf der Weide auszukurieren. Viele Tierärzte haben dies ebenfalls erkannt und gute Erfahrungen damit gemacht. Holen Sie sich im Zweifelsfall eine zweite Meinung.

Wichtig ist dabei, dass Kaltstarts vermieden werden. Dies löst man am ehesten indem keine Aufstallung erfolgt sondern die Pferde rund um die Uhr auf der Weide sind. Dafür kann es durchaus nötig sein, das Pferd umzustellen.

Ich bin mir relativ sicher, dass es nicht 40 Hektar Weide braucht, damit positive Effekte auf die Gesundheit eintreten können. Oder, wie die Leiterin der Studie, Patricia M. Graham-Thiers, sagt: „Die Pferde Pferd sein zu lassen – indem man sie in ihre natürliche Umgebung bringt – erlaubt ihnen ihre Fitness besser zu erhalten, was eine Rückkehr in den Sport einfacher und erfolgreicher machen kann.“