Der Y-Vorteil?

Auf welche Art werden Männer und Frauen unterschiedlich wahrgenommen? Diese Frage stelle ich mir seit Jahrzehnten – für alle möglichen Bereiche. Eine neue Studie hat jetzt einen interessanten Hinweis geliefert, auf welche Art Pferde Männer und Frauen vermutlich unterschiedlich wahrnehmen.

Die koreanischen Forscherinnen* fanden heraus, dass Pferde, die mit Androstenon behandelt wurden, besser trainierbar waren. Androstenon ist eine Zwischenform des Sexualhormons Testosteron und dient bei verschiedenen Säugetieren als Pheromon. Das heißt, es verändert das Verhalten bezüglich Revierbelangen und Paarung.

Androstenon, so eines der Ergebnisse der Studie, scheint Pferde dazu zu veranlassen, „gefügiger“  zu sein. Was hat das nun mit den Männern zu tun? Ganz einfach: Im männlichen Achselschweiß findet man beinahe fünfmal mehr Androstenon als im weiblichen.

In Chemikersprache: die Strukturformel von Androstenon. (© Ple210, Wikipedia)

Ich lehne mich jetzt mal gedanklich ganz weit aus dem Fenster: Viele Reitersleute kennen folgendes Phänomen. Ein Pferd regt sich – beim Verladen, Scheren, Beschlagen oder Abduschen – fürchterlich auf. Wenn dann der Cowboy übernimmt, der eigentlich auch kein erfahrenerer Pferdemensch ist oder sogar weniger Routine hat, kehrt plötzlich Ruhe ein.

Was, wenn das nicht oder nicht allein an der Ruhe und Sicherheit liegt, die er vielleicht in diesem Moment vermittelt? Was, wenn er einfach nur ein bisschen „bockelt“?

In der Studie wurde die Wirkung von Androstenon auf das Verhalten von Pferden untersucht. Trainiert wurde Kopf senken und Hinterfüße bewegen und zudem wurde das Stillstehen geprüft. Die Pferde bekamen das Androstenon, in Jojobaöl verdünnt, an die Nüstern gerieben, die Vergleichsgruppe nur Öl. Die Trainingsleistungen der Androstenon-Pferde waren wie gesagt besser, die Ergebnisse bei der Übung Stillstehen wurden dadurch nicht verändert.

Die Androstenon-Rezeptoren bei Pferden wurden übrigens erst kürzlich entdeckt. Dies zieht nun Folgestudien nach sich. So hat dasselbe koreanische Team in einer früheren Arbeit herausgefunden, dass die Öl-Androstenon-Anwendung über die Nüstern Serotonin und Endorphin zu regulieren scheint.

Wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um? Mehr darüber in zwei Tagen, im nächsten Beitrag.

* Gendern kann man auf viele Arten. Ich mache es derzeit so.