Inzwischen hat sich die Möglichkeit von Smegmasteinen bei Wallachen und – zehnmal seltener auch bei Hengsten – weitgehend herumgesprochen. Aber für alle, die in der Thematik noch nicht so sattelfest sind, hier mal ein typisches Fallbeispiel sowie die klassischen Warnhinweise für störende Steine im Schlauch.
Eine Pferdebesitzerin, die ich für einen Artikel zu dem Thema vor Jahren interviewt hatte, hielt es zuerst für einen Scherz, als sie in einem Reitsportforum von Smegmasteinen las und amüsierte sich köstlich über alle, die da jetzt am Schlauch ihrer Wallache rumpopelten, konnte aber dann auch die Finger nicht bei sich behalten.
Die Größe des Smegmasteins bei ihrem Wallach erschreckte sie aber doch: fast so lang wie ein Streichholz und halb so breit. Fast noch interessanter war ihre Erkenntnis zum Effekt. Das 19-jährige Pferd wirkte steinbefreit beim Reiten nämlich merklich gelöster und elastischer. Auch im Umgang war er etwas entspannter. Alles nicht so gravierend dass man sagen könnte, er wäre ein völlig neues Pferd, aber ein deutlicher Unterschied zu vorher, war ihr Fazit. Und das habe ich inzwischen sehr häufig so oder so ähnlich gehört.
Neben Symptomen wie Rittigkeitsstörungen (z. B. lange Lösungsphasen) oder Schlauchgeräuschen legen folgende Hinweise, eine Suche nach Smegmasteinen (bzw. eine generelle Abklärung) jenseits von möglichen Routinekontrollen, wie ich sie im vorherigen Artikel beschrieben habe, nahe:
- Der Harnabsatz macht Probleme: Das Pferd braucht lange, bis es eine Position findet die ihm bequem ist, es braucht lange, bis es nach dem „Aufstellen“ Harn absetzt, der Urin fließt nur in kleinen Mengen oder tröpfelt sogar nur.
- Urin an den Hinterbeinen: Drückt ein Smegmastein die Harnröhre stark ab, spritzt sich das Pferd oft mit Urin voll. Es kann aber beispielsweise auch ein Tumor die Ursache sein.
- Schwellungen der Schlauchtasche: Dies kann durch Hormonveränderungen (vor allem bei älteren Wallachen und Hengsten) ausgelöst werden, Entzündungen oder Verunreinigungen als Ursache haben.
- Urinieren, ohne den Penis auszuschachten: Tritt dies über einen längeren Zeitraum auf können vor allem Entzündungen oder Penissteine die Ursache sein, aber auch Verunreinigungen in der Schlauchtasche sind neben osteopathischen Ursachen oder Fisteln möglich.
Um einen Smegmastein zu entfernen, reicht es meist, am ausgeschachteten Penis vorsichtig die Eichel zurückzuschieben (siehe Foto im vorherigen Beitrag). Neben der Harnröhre liegen die Kammern (Blindsäcke), in denen sich die Steine bilden können (siehe Zeichnung oben). In der Regel kann man die Steine einfach herausziehen, ist dabei aber insgesamt auf die Kooperation der Tiere angewiesen.
Wer ohnehin den Schlauch seines Wallachs regelmäßig reinigt und dabei toleriert wird, tut sich meist relativ leicht. Aber Vorsicht: Wenn man dem Pferd bei der Suche nach einem Stein oder dessen Entfernung Schmerzen bereitet, kann das durchaus für einen selber gefährlich werden und unsachgemäßes Handling oder übertriebenes Reinigen kann Entzündungen provozieren.