Drehhuf-Problem

Viele Pferd drehen beim Aufsetzen eines oder mehrerer Hufe. Bei manchen sieht man es nur auf weichem Boden, bei anderen ist es mit Eisen weg, wieder andere drehen weniger oder nicht mehr, wenn sie barhuf gestellt werden und auch der Trainingszustand kann einen positiven oder negativen Einfluss auf das Problem haben.

Meiner Beobachtung nach tritt es häufiger bei Hinterhufen auf, aber es gibt auch Pferde, die mit den Vorderhufen drehen. Bei vielen sieht man es nur im Schritt. Manche drehen von außen nach innen, andere umgekehrt. Es gibt Pferde, die damit trotz sportlicher Leistung problemlos und gelenkgesund alt werden und andere, die frühzeitig an diesem Bein Spat oder Arthrose entwickeln.

Warum das so ist? Weil so viele verschiedene Faktoren bei dieser Dreh-Geschichte eine Rolle spielen können. Hier ein Überblick.

  1. Unterschiedlich hohe Trachten: Bei nahezu allen drehenden Pferden findet man ungleich hohe Trachten. Wer jetzt sagt, das liegt daran, dass die Pferde sich durchs Drehen den Huf schief laufen liegt falsch, denn mit Eisen passiert das ja nicht. Beseitigt man die unterschiedliche Trachtenhöhe, indem man sie nach der Stresspunktmethode angleicht, hört in vielen Fällen das Drehen von alleine auf.
  2. Fehlstellungen: Damit sind Stellungen der Extremitäten von den Hufen bis hinauf in die Schulter und das Becken gemeint, die von der Ideallinie abweichen. Fehlstellungen können auf jeder Ebene stattfinden und sich auf einen bestimmten Bereich beziehen oder von oben bis unten sichtbar sein. Manche erkennt man nur von vorne oder hinten, andere von der Seite. Es gibt bei Pferden angeborene und erworbene Fehlstellungen.
  3. Blockierungen: Verspannen die gelenksnahen Muskeln, spricht man von einem blockierten Gelenk. In der Folge kann der Körper die betreffenden Areale nicht mehr funktional bewegen. Je nachdem, wo die Blockierung sitzt können weitere Verspannungen und sogar schwerwiegende Folgeprobleme wie Arthrosen entstehen.
  4. Trainingszustand: Wie die Muskulatur eines Pferdes ausgeprägt ist, spielt eine Rolle beim Dreh-Problem. Muskulatur an den richtigen Stellen aufzubauen hilft. Muskulatur, die das Drehen kompensiert, kann bei der Beseitigung stören.

Das Problem ist: Es spielen in der Regel meist mindestens zwei der oben genannten Faktoren eine Rolle, oft sogar mehr. Es ist häufig nicht klar, was beim Drehen Henne und was Ei ist. Kaum jemand berücksichtigt alle genannten Faktoren (geschweige denn, dass er sie erkennt).

Die wichtigsten Fehlstellungen im Überblick. (© C. Götz)

Kann man einen Drehhuf korrigieren? Meiner Erfahrung nach sollte man ungleich lange Trachten angleichen und Hufen in ihre Balance helfen. Man sollte Blockierungen lösen und das Pferd in einen – seinem Alter und seiner Ausbildung angepassten – optimalen Trainingszustand bringen. Je nach Auslöser und beteiligten Faktoren verschwinden dann auch drehende Hufe wie von Zauberhand.

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