Egel zum Zweiten

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Das Wörtchen „nur“ ist nicht richtig, denn auch ein Blutegel hat an jedem seiner Enden einen Saugnapf, mit dem er sich festhalten kann. Ähnlich wie bei einer Wurst sehen die sich auf den ersten Blick tierisch ähnlich. Allerdings kann der Egel mit einem seiner Enden Blut saugen.

Während der eine Saugnapf des Egels nur zum Festhalten dient, enthält der andere auch die Mundöffnung mit drei Kiefern, die mit rund 80 Kalkzähnchen besetzt sind. Damit schneidet der Egel durch die Haut. Verheilt die Stelle, sieht man eine Art Mini-Mercedesstern.

Rechts das Ende mit dem Kiefer. Der Egel saugt bereits und ist auch schon ein wenig gefüllt. Ein medizinischer Blutegel. (© GlebK, Wikipedia)

Rechts das Ende mit dem Kiefer. Der Egel saugt bereits und ist auch schon ein wenig gefüllt. (© GlebK, Wikipedia)

Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Möglichkeiten, die Egel am Pferd zu setzen: Man kann therapeutisch sinnvolle Bissstellen auszuwählen, rasieren und die Bissstelle anstechen. Das produziert Lockblut. Man kann aber auch die Egel den genauen Einsatzort wählen lassen. Dafür kann man, muss aber nicht rasieren, man kann auch eine angefeuchtete, lose Verbandstasche – häufig auch Egelpaket genannt – um die zu beißende Stelle legen und die Egel in diese Tasche setzten. Man kann den Egel auch mit einer Einwegspritze ohne Kolben oder einem kleinen Gefäß an der gewünschten Stelle ansetzen.

Egal, welche Methode gewählt wird: Vorab sollten die Stellen, an denen die Egel beißen sollen, mit klarem Wasser gereinigt werden. Haben Sie bislang Salben oder andere äußerlich angewandte Medikamente oder Pflegemittel benutzt, sollten diese einige Tage vor dem Egeln abgesetzt werden.

Je nach Temperatur und Art des Einsatzes wählt man einen anderen Weg: Will man gezielt Akupunkturpunkte egeln, was beispielsweise bei Gelenksproblemen oder Rehe sinnvoll ist, kommt man um Rasur und anstechen nicht herum. Egelpakete eignen sich vor allem bei Sehnenproblemen oder Blutergüssen sowie bei Kälte.

Die Egel saugen, je nach Umgebungstemperatur und Indikation, eine halbe bis eineinhalb Stunden. Das Nachbluten sollte nicht durch einen Verband verhindert werden. Oftmals ist ein einmaliger Einsatz schon ausreichend. Bei hartnäckigen Beschwerden oder chronischen Krankheitsbildern ist eine Folgebehandlung angebracht. Dies ist auch eine gute Gelegenheit, die Egel selber anzulegen. Sprechen Sie mit dem Therapeuten, den Sie für das erste Mal hinzugezogen haben, und Sie werden sicher wertvolle Tipps für Folgebehandlungen erhalten. Mehr aus der Praxis im nächsten Beitrag.