Viele Reiter reden immer wieder davon, wie faszinierend es ist, wenn Pferde mit Gedanken zu lenken sind. Man denkt ans Schulterherein und das Pferd bietet es an oder man überlegt zu galoppieren und das Pferd nimmt es vorweg. Das kennt nahezu jeder Reiter. Eine weitere Variante habe ich kürzlich erlebt.
In einem Forum las ich einen Tipp, der mich für meinen Wallach angesprochen hat. Es ging darum, die Schaukel mit langem Hals zu erarbeiten, damit das Pferd lernt, seine Bauchmuskulatur und ein Anheben im Widerrist einzusetzen, bei dem die Abstände zwischen den Dornfortsätzen in diesem Bereich weiter werden.
Da das Pferd bereits seit Jahren eine schöne Schaukel auf minimale Hilfen macht und ihm bereits der Effekt des Anhebens im Widerrist und abgekipptem Becken sehr gut tut, speicherte ich die neue Idee mit dem Gedanken – das mache ich irgendwann einmal –, um sie sofort wieder zu „vergessen“. Wenige Tage später bekam ich „zufällig“ von diesem Pferd die perfekteste, durchlässigste Schaukel „ever“ geschenkt.
Beim nächsten Ausritt fiel mir dann die Übung wieder ein: Wir konnten etwas mehr Länge im Hals dabei sofort umsetzen und ich spürte, wie ein Aha-Effekt durch das Pferd ging und es den Eindruck noch einige Meter mit auf den weiteren Weg nahm. Es profitierte also wirklich auf die Art, die ich mir erhofft hatte.
Ich weiß nicht, ob ich die Idee für die Übung nicht doch „vergessen“ hätte, wenn das Pferd mich nicht mit einer so wahnsinnig guten Schaukel überrascht hätte. Ich weiß nicht, ob diese sehr gute Schaukel nicht bereits deshalb möglich wurde, weil die Idee schon angefangen hatte in mir Wurzeln zu schlagen. Ich weiß nur: Ich merke immer wieder, dass es sich lohnt, viel übers Reiten zu lesen, darüber nachzudenken und zu hinterfragen und immer wieder dort vorbeizuschauen, wo sich Reiter austauschen, diskutieren und aus ihrer Erfahrung heraus Ratschläge geben. Egal ob als Teilnehmer oder stiller Leser in einem Internet-Forum oder als Zuschauer bei Kursen.
Und ich bin sicher, es ist wichtig und möglich, sein Gefühl immer weiter zu schulen: egal, ob es um Lektionen oder Neues aus dem Reitunterricht oder durch andere Impulse geht oder um alte Baustellen, die man verbessern möchte. Dafür braucht man nicht nur entsprechende Impulse, die Zeit, um selber und in Ruhe zu erfühlen und nachzuspüren, sondern auch die richtige Einstellung und die passenden Fragen. Mehr darüber in Kürze.