Einfach nur selten

Kürzlich las ich im Internet, man müsse bei einmaligem Husten beim Antraben erst mal nur einen Osteopathen holen, der das Zwerchfell wieder löst. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, nur leider wurde bei dieser Behauptung nicht nur die Henne-Ei-Frage völlig außer Acht gelassen …

Es gibt tatsächlich Pferde, die lediglich ein blockiertes Zwerchfell oder verspannte Atemhilfsmuskulatur oder ein verlagertes Gaumensegel haben, ohne dass eine echte Hustenproblematik vorliegt. So einfach ist es aber – zumindest meiner Praxiserfahrung nach – nur selten. So selten, dass es zwar einen Versuch wert ist, man sich aber keine großen Hoffnungen machen sollte, dass der Husten mit der osteopathischen Behandlung aufhört, ohne dass die eigentliche Ursache abgestellt ist.

Nicht immer zeigt ein hustendes Pferd durch sich lösenden Schleim, dass die Lunge damit belastet ist. (© C. Götz)

Zwar ist es tatsächlich oft für gewisse Zeit besser mit dem Husten, wenn Verspannungen oder Blockierungen im Bereich der Atemhilfsmuskulatur, den Rippen oder dem Zwerchfell gelöst wurden. Häufig kommt die Hustenproblematik aber wieder. Ist das zugrundeliegende Problem noch nicht so stark, kann es eine Weile dauern, bis das Pferd wieder hustet.

In dieser Zeit verliert man im Zweifelsfall vor allem eines: Zeit, die Ursache zu behandeln und wertvolle Zeit, zu verhindern, dass diese schlimmer wird. Ein Herzproblem als Hustenursache kann sich dann etwa verschlechtern und/oder den Organismus weiter schwächen, eine Allergie manifestiert oder es entstehen Kreuzallergien.

Die Lunge läuft dann gerne unbemerkt weiter zu und Schleim verfestigt sich, bis das Pferd erneut hustet – vielleicht wieder nur ein-, zweimal beim Antraben oder schon schlimmer.

Ich bin schwer dafür, bei Husten jegliche Verspannungen zu lösen – ich möchte hier keinesfalls falsch verstanden werden. Aber ich bin auch dafür, möglichst frühzeitig zu klären, was genau hinter dem Husten steckt.

Es muss nicht immer gleich die Bronchoskopie sein – auch Akupuntur-Diagnostik oder Bioresonanz liefert wertvollen Input über mögliche Ursachen und Zusammenhänge.

Was man sich fragen sollte ist: Was war in den Wochen und Monaten, bevor das „einmalige Anstoßen“ beim Antraben losging? Hatte das Pferd eine Stehpause, hatte es Rittigkeits- oder Ausrüstungsprobleme? Was wurde medizinisch (auch prophylaktisch, z. B. Wurmkur, Impfung) zuletzt gemacht? Wie sah das Training/die Belastung aus? Hat das Pferd stark zugenommen?

Eine Beitragsserie über Equines Asthma – wie alle chronischen Hustenvarianten beim Pferd seit einigen Jahren wissenschaftlich genannt werden – hier auf meinem Blog.