Fälle für Gebisswechsel

Viele Reiter – egal ob aus dem englischen, dem klassischen oder dem Westernsport – sind relativ fixiert auf bestimmte Gebisse. Dabei kann ein Pferd mit dem Gebiss, das am besten zu seinen individuellen anatomischen Gegebenheiten und seinen Vorlieben passt, in der Regel noch um einiges besser gehen.

Es lohnt sich, herauszufinden, welches Gebiss das ist. Das kann sich nämlich mit zunehmendem Alter und mit der Ausbildung oder bei einem Reiterwechsel auch ändern. Aber vor allem wenn Probleme auftauchen, sollte man versuchen, die Gebisswahl zu optimieren. Hier drei Fallbeispiele:

Fallbeispiel 1: Ein junger Wallach mit einem eher feinen Kopf und kurzer Maulspalte wurde mit einem einfach gebrochenen dickeren Edelstahlgebiss angeritten. Er nimmt das Gebiss erst auf Druck am Diastema ins Maul. Es wird umgestellt, auf ein doppelt gebrochenes etwas dünneres Gebiss, das er nach wenigen Malen freiwillig nimmt. Nach einer Verletzung am Maulwinkel, die ein seitliches Zungenstrecken zur Folge hat, stellt sich ein noch dünneres, doppelt gebrochenes Gebiss als das beste heraus. Das Zungenproblem verschwindet fast zu 100 Prozent wieder und ist nur noch zu sehen, wenn der Wallach sich einmal festmacht.

Dünnere Wassertrensen aus dem Westernbereich – Snaffles aus Sweet Iron, also rostendem Eisen, – werden von Pferden mit wenig Platz im Maul, wie es häufig bei feinen, kleinen Köpfen der Fall ist, gut angenommen. (© T.Götz)

Fallbeispiel 2: Eine junge Stute, der beim Zahnarzttermin vor dem Anreiten wenig Platz im sehr zierlichen Köpfchen bescheinigt wurde, wird als erstes mit einer einfach gebrochenen, dünnen Wassertrense aus Eisen und Kupfer aus dem Westernbedarf – auch über Abkauübungen – bekannt gemacht und wirkt zufrieden damit. Nach den ersten Monaten unter dem Sattel wird ihr ein minimal dickeres, ebenfalls einfach gebrochenes Edelstahlgebiss angeboten. Sie kaut damit eindeutig weniger zufrieden und spukt das Gebiss beim Abtrensen förmlich aus. Man kann dem Pferd die Erleichterung förmlich ansehen, als beim nächsten Mal das erste Gebiss wieder verwendet wird.

Fallbeispiel 3: Eine 12-jährige Stute zeigt mit der doppelt gebrochenen Trense Anlehnungsprobleme. Die Zähne werden kontrolliert und von Haken befreit und es wird wenig Platz im Maul festgestellt. Es ist keine nenneswerte Verbesserung der Anlehnungsprobleme nach der Behandlung zu erkennen. Die Umstellung auf ein einfach gebrochenes dünneres Gebiss wenige Wochen später zeigt keine Verbesserung. Die zweite Umstellung auf eine Billy-Allen-Trense – ein Gebiss, das die Vorteile von Stange, Trense und anatomisch gebogenen Gebissen vereint und oft von Pferden mit empfindlichen Gaumen und/oder Laden sehr gut angenommen wird – lässt schlagartig die Anlehnungsprobleme verschwinden.