Fas … Was?

Immer wieder ernte ich erstaunte und fragende Blicke von Pferdebesitzern, wenn ich sage, dass ich jetzt mit einer Faszientechnik arbeite oder ihnen eine zeigen werde, damit sie dem Pferd selbst weiterhelfen können. Denn obwohl bestimmt jeder schon viele Male in seinem Leben Faszien gesehen und in den Fingern hatte, können die wenigsten mit dem Begriff etwas anfangen.

Dabei sind Faszien für unseren Organismus unglaublich wichtig. Die Medizin hat sie und ihre Zusammenhänge relativ frisch erst entdeckt. Faszien sind überall in unserem Körper: Sie umhüllen Muskeln und lassen sie so aneinander vorbei gleiten. Sie festigen Gelenke und Organe, dienen Muskeln als Ansatzflächen und durchziehen den ganzen Körper von der Oberfläche der Haut bis ins Innerste mit einem Spannungsnetzwerk.

Dieses Netzwerk sorgt nicht nur dafür, dass alle Teile des Körpers zusammenbleiben, es wirkt auch bei allen Bewegungen wie ein elastischer Stoßdämpfer. Zudem spielen Faszien eine wichtige Rolle im Immunsystem, bei der interzellulären Kommunikation und bei anderen biochemischen Prozessen. Die Faszien sind es, die nach Verletzungen die Grundlage für den Heilungsprozess des Gewebes bilden.

An der zerteilten Rehkeule sieht man verschiedene Arten von Faszien: fasziale Trennung der Muskeln voneinander (1), feine fasziale Unterteilung im Muskel (2), sehniger Ansatz am Muskel (3) und Unterhautbindegewebe (4). (© C. Götz)

An der zerteilten Rehkeule sieht man verschiedene Arten von Faszien: fasziale Trennung der Muske1n voneinander (1), feine fasziale Unterteilung im Muskel (2), sehniger Ansatz am Knochen (3) und Unterhautbindegewebe (4). (© C. Götz)

Wenn sie in ihrer Funktion gestört sind – das kann zum einen durch Stoffwechselprozesse von innen, zum anderen durch Verletzungen von außen geschehen – dann hat der Körper oft in der Folge weitere Probleme. Fakt ist, dass sich lediglich durch Wiederherstellung des physiologischen Faszienzuges beziehungsweise der Behebung von Verklebungen und Verspannungen in den Faszien die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen und wiederbeleben lassen. Denn durch verklebte und verspannte Faszien kommen etwa die Makrophagen – mit die wichtigsten Fresszellen bei der körpereigenen Abwehr – nicht oder nur schwer hindurch.

So kann es sein, dass die verklebte Faszie eines Organs, etwa der Leber, Probleme in der Schulter eines Pferdes auslöst. Die Faszien einzubeziehen kann auch einen Erklärungs- und Behandlungsansatz sein, wenn steife und verspannte Tiere anfälliger für alle möglichen (Infektions)erkrankungen sind. Die Zusammenhänge sind vielfältig und noch längst nicht alle erforscht.