Fester putzen?

Wie putzt man richtig? Druckvoll oder sanft? Sowohl als auch lautet die Antwort, wenn man beobachtet, wie Pferde sich bei gegenseitiger Fellpflege und Körperkontakt verhalten. Das kann auch der Mensch – und er sollte es auch tun.

Erst einmal ein paar Fakten vorneweg: Tiermediziner und Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass die soziale Fellpflege einen beruhigenden Effekt auf die Pferde hat. Denn das Absinken der Herzfrequenz, das damit verbunden ist, kann man messen. Dazu kommt noch die soziale Komponente: Es wird durch das Kraulen – für das immer nur wenige bestimmte Partner gewählt werden – eine enge Bindung unter den Pferden aufgebaut. Auch das Leerkauen, das immer als ein Abbau von Spannungen (oder Verspannungen) gewertet werden kann, tritt vor, während und nach der sozialen Fellpflege auf.

Bei der Fellpflege setzen Pferde Lippen und Zähne ein – mit viel oder wenig Druck – so wie sie lustig sind und so wie der Partner der sozialen Fellpflege dies signalisiert. Manchmal stemmen sich zwei Pferde regelrecht in den Boden um den entsprechenden Druck aufbauen zu können. Und die Tiere zeigen dem Knabber-Partner wo er hin soll, indem sie ihm die gewünschte Stelle langsam unter die Nase schieben.

Das alles kann man beim Putzen im Hinterkopf behalten. Die wichtigste Regel aber lautet – aufmerksam sein. Denn für den Menschen heißt es dabei: aufs Pferd hören. Wie das geht? Man kann an dem Gesicht, das das Pferd macht, ablesen, ob es ihm gerade gefällt oder nicht. Wird die Oberlippe länger, fallen die Augen zu oder blicken entspannt, sinkt der Hals oder die Unterlippe hängt? Wunderbar!

Man kann auch an dem Gegendruck, den das Pferd bei festem Stand aufbaut, erkennen, dass man noch fester striegeln kann. Weicht es aus oder drückt es den Rücken weg? Sanfter oder/und langsamer zu arbeiten sind zwei Möglichkeiten zu erfahren, was eigentlich gewünscht wird.

Und es lohnt sich, das herauszufinden. Denn mit einer guten Putzmassage entspannt man das Pferd nicht nur und bereitet die Muskulatur auf das Reiten vor. Man kann sich damit auch richtig schön einschleimen – siehe Herzfrequenz. Mit ein wenig Erfahrung kann man auch unterscheiden, ob man anregend oder entspannend putzen möchte. Und man gibt quasi eine Visitenkarte ab: Wer man ist und wie man heute drauf ist – gestresst und gehetzt oder entspannt und großmütig. Was für ein Pferdemensch möchten Sie sein?