Geduld und Zeit ist – neben kontrollierter Bewegung – das Entscheidende für einen Therapieerfolg bei Sehnen. Schrittphasen zwischen zwei und drei Monaten sind die Regel. Aber man kann auch im alternativmedizinischen und ganzheitlichen Bereich noch mehr tun.
Die mangelnde Durchblutung der Sehnen ist, wie bereits erwähnt, einer der Gründe für den langsamen Heilungsverlauf. Das Problem ist bei beschlagenen Pferden besonders krass, da hier die Blutpumpe des Hufes wegfällt. Die Wirkung der Hufpumpe bezieht sich übrigens nicht nur auf das Blut, sondern auch auf Lymphe und die Flüssigkeit in den Sehnenscheiden. Das erklärt, warum selbst langjährige Gallen verschwinden können, wenn das Pferd von Beschlag auf Barhuf umgestellt wird.
Indem man die Eisen abnimmt, erhöht man aber nicht nur die Durchblutung der Sehnen an den Röhrbeinen, man nimmt auch gleichzeitig Spannung weg. Denn das Abnehmen der Eisen und das automatisch erfolgende Kürzerwerden der Trachten führen dazu, dass sich das Fesselgelenk aufrichtet und – vor allem – die oberflächliche Beugesehne entlastet wird.
Darüberhinaus wird über die physiologische Fußung, die barhuf wieder besteht, der gesamte Trageapparat und seine Muskulatur entlastet. Dies stellt wiederum eine Erleichterung für die Sehnen dar. Studien zeigten, dass im Trab ein Pferd mit Eisen 60–80 Prozent der Stoßdämpfung im Vergleich zum Barhufer verliert. Die Hufsituation sollte generell kritisch betrachtet werden, denn sie kann ursächlich am Schaden beteiligt sein sowie durch Schmerzen zu Beginn des Heilungsverlaufes leiden.
Die ganzheitliche Betrachtung bezieht auch die eigentliche Ursache für den Sehnenschaden ein: Häufig sind bereits bestehende osteopathische Läsionen das Problem. Denn die dadurch entstehenden Fehlbelastungen und Kompensationsmuster führen an anderer Stelle zu Überlastungen. Der Sehnenschaden wird zwar oft auch in solchen Fällen durch ein Trauma ausgelöst, wird aber die eigentliche Ursache nicht behoben, steht es für die Heilung schlecht und Rückfälle sind vorprogrammiert.
Außerdem sind auch durch die Kompensation in der akuten und subakuten Phase eines Sehnenschadens Verklebungen und Verspannungen in der Muskulatur häufig. Eine physiotherapeutische oder osteopathische Behandlung oder die Anwendung von Matrix-Rhythmus-Therapie während des Heilungsprozesses sollten deshalb unbedingt zum Therapieprogramm gehören.
Die derzeit wieder sehr beliebten Blutegel sind ebenfalls nützliche Helfer. Ideal sind sie, wenn zusätzlich zum Sehnenschaden Blutergüsse vorliegen oder der Schaden sehr schmerzhaft ist. Zur Versorgung der Sehne bieten sich neben Phytotherapie auch Schüßler-Salze und Homöopathie an. Bei allen dreien sollte ein erfahrener Therapeut das Richtige für das spezielle Problem dieses Pferdes aussuchen. Denn Sehnen können grundsätzlich zu weich oder zu unelastisch sein – die Mittel dafür sind jeweils andere. Weitere alternative Lösungen im nächsten Beitrag.