Gesundsehnen (2)

Wer eine Sehnenproblematik bei seinem Pferd vermutet, sollte schnellstmöglich prüfen lassen, wo, welcher Art und wie groß der Schaden ist. So steigen auch die Heilungschancen.

Ultraschall ist die gängige Diagnostik. Eine möglichst gute Erfassung des Schadens ist nicht nur wichtig, um die Dauer der Ausheilung abschätzen zu können, sondern auch um geeignete flankierende Maßnahmen vornehmen zu können und um den Heilungsverlauf kontrollieren zu können.

In erster Linie bedingt die Einschätzung des Tierarztes, wie das Bewegungsprogramm ablaufen soll, sowie ob und wie lange eventuell sogar Boxenruhe nötig ist. Diese Einschätzungen können allerdings – je nach den einschlägigen Erfahrungen des Tierarztes, seiner Fortbildung und generellen Einstellung durchaus voneinander abweichen.

So können Sie den Zustand der Sehnen überprüfen: Tasten Sie die oberen und die tieferen Sehnenstränge Stück für Stück mit leichtem Druck ab. Eine Reaktion des Pferdes darauf zeigt, dass hier entzündliche Prozesse ablaufen. (© C. Götz)

So können Sie den Zustand der Sehnen überprüfen: Tasten Sie die oberen und die tieferen Sehnenstränge Stück für Stück mit leichtem Druck ab. Eine Reaktion des Pferdes darauf zeigt, dass hier entzündliche Prozesse ablaufen. (© C. Götz)

Wenn Sie sich mit der ersten Meinung in Sachen Therapie, Haltungsänderung oder zusätzlichen Maßnahmen wie orthopädischem Beschlag nicht wohl fühlen, holen Sie sich eine zweite Meinung. Ultraschall ist nicht teuer und kann in der Regel am Stall gemacht werden.

Diskussionspunkt ist häufig, ob ein Pferd mit diesem Sehnenschaden auf die Weide darf oder nicht. Dabei wird oft vergessen, dass Weide nicht gleich Weide ist. Weidegang mit täglichem Aufgalopp aus den Boxen ist sicher kontraproduktiv, eine 24/7-Weidehaltung in einer ruhigen Gruppe meist erstaunlich positiv. Auch ein Umstellen des Pferdes kann – gut durchdacht – durchaus heilungsfördernd sein.

Sehnen brauchen, um auszuheilen und wieder belastbar zu werden, unbedingt kontrollierte Bewegung – und zwar möglichst bald. Ein entsprechendes Rehabilitationsprogramm fängt häufig mit wenigen Minuten Schritt an. Manchmal darf man aber auch gleich 20 Minuten Schritt führen oder reiten – nicht immer haben zwei Tierärzte zum selben Schaden dieselbe Anordnung.

Meiner Erfahrung nach kann es bei einem Pferd das nicht lahm geht, fast nicht zu viel Bewegung sein, wenn der Boden hart und plan ist (Asphalt) und man in der Hauptsache geradeaus Schritt geht (keine gravierenden Steigungen). Durch die Bewegung richtet sich das neue Gewebe aus und stabilisiert sich. Der positive Nebeneffekt: Das Pferd ist ausgelastet* und baut nicht so stark Muskulatur ab, die ihm hinterher fehlt, wenn wieder mehr gemacht werden darf. Denn fehlende Muskulatur hat schnell eine Überlastung der Sehnen zur Folge.

Immer gilt: Ins Pferd hineinhören und genau beobachten. Und zwar nicht nur die Sehnen. Darüber und über die ganzheitliche Behandlung mehr im nächsten Beitrag.

* Vergessen Sie nicht, die Fütterung anzupassen, also Kraftfutter zu streichen und auch das Rauhfutter auf den reinen Erhaltungsbedarf umzustellen, falls das Pferd vorher für Leistung gefüttert wurde. Mineralfutter kann man auch als Einzelfuttermittel in Form von Belohnungshappen reichen. Muss etwas in die Krippe, bietet sich eine Handvoll Heucobs an.